Inklusive Liebeserklärung

Digitaler Gottesdienst löst gemischte Gefühle aus

Die Hamburger Hauptkirche St. Nikolai digitalisierte sich am vergangenen Wochenende: Durch eine Liveübertragung ins Internet konnten Menschen aus aller Welt dem Gottesdienst folgen und sich per Smartphone sogar live und aktiv beteiligen. Für viele ein Erfolg, für einige etwas störend.
Digitaler Gottesdienst in Hamburger Hauptkirche St. Nikolai

In vielen Kirchen sieht man im Hauptbereich Schilder mit der Aufschrift «Schalten Sie bitte Ihr Mobiltelefon aus» oder «Handys verboten». Mit genau dem Gegenteil warb die Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg am vergangenen Sonntag, dem 28. Oktober 2018: Es wurde ein «interaktiver Gottesdienst» gefeiert, an dem sich auch Gäste aus der Ferne beteiligen konnten und sogar der Roboter «Bless U2» seinen Segen verteilte. Thema des Gottesdienstes: «Der digitale Mensch?!»

Eine Liebeserklärung im laufenden Gottesdienst

400 Besucher verfolgten den Gottesdienst vor Ort, 215 Personen aus 88 Orten über das Internet. Und so prallten dann die jahrhundertealten Hymnen, gesungen von der Kantorei der Gemeinde, mit der hochmodernen Technologie von Live-Grüssen und Segenswünschen aus Paris und London aufeinander. Sie wurden auf einer XXL-Leinwand im Altarraum in Echtzeit angezeigt – Pastorin Corinna Senf erhielt gar für alle an der Leinwand sichtbar eine Liebeserklärung aus dem Netz.

Insgesamt dreimal wurde Smartphone-Nutzern in- und ausserhalb der Kirche die Chance gegeben, sich aktiv am Gottesdienst zu beteiligen: durch Grüsse, mit Fragen und Kommentaren zur Predigt und durch Gebete, die in die Fürbitte integriert wurden. «Wir hatten keine Gebete vorbereitet, sondern das vorgelesen, was auf dem Tablet ankam. Man hat in der Kirche gespürt, dass wir im Gebet verbunden sind», berichtete Pastorin Corinna Senf hinterher gegenüber der Nachrichtenagentur idea.

Predigt durch Kommentare im Diskussionsstil

In einem Interview vor dem Event mit derselben Nachrichtenagentur hatte die Pastorin allerdings anklingen lassen, dass diese Interaktivität den Fluss eines Gottesdienstes auch bremsen könnte. Einige Gottesdienstbesucher empfanden denn auch so, insbesondere während der Predigt, die manche als «unruhig und fahrig» wahrgenommen hätten, schreibt idea. Die Predigt habe eher einer offenen Diskussion geähnelt und sei vielen fremd gewesen.

Positiv hob Pastorin Senf hervor, dass viele Jugendliche am Gottesdienst teilgenommen hätten. «Denen fällt es vielleicht leichter, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren.» Das Fazit sei im Grossen und Ganzen sehr positiv ausgefallen. Denn schliesslich – wie es in einem Livekommentar hiess – hätte Jesus sicherlich auch ein Smartphone benutzt.

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Datum: 02.11.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / idea Spektrum / Bild.de

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