Brasilien: Evangelikale gegen Bolsonaros neues Waffengesetz
Die Flitterwochen zwischen Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro und den evangelischen Kräften im Kongress scheinen zu Ende zu gehen. Der Regierungschef wurde von evangelischen Kongressabgeordneten mehrerer politischer Parteien wegen seines Dekrets kritisiert, den Waffenbesitz deutlich mehr Menschen im Land möglich zu machen.
«Evangelische Bank»
Bolsonaro war mit der Unterstützung vieler evangelischer Politiker, Pastoren und Kirchenleiter an die Macht gekommen. Der brasilianische Kongress hat 513 Abgeordnete, von denen rund 200 dieser «evangelischen Bank» angehören. Diese Gruppe spielte eine wesentliche Rolle in der Absetzung der früheren Präsidentin Dilma Rousseff im Jahre 2016 und hat bewirkt, dass eine ganze Reihe von pro-LGBT und pro-Abtreibungs-Projekten gestoppt wurden.
«Wir wollen Frieden, wir verteidigen das Leben»
Jetzt wendet sich diese Gruppe gegen eine der Kern-Initiativen Bolsonaros, die Ausweitung der Lizenzen zum Waffentragen. Das Dekret wurde in der letzten Woche publiziert und vom Präsidenten unterschrieben; es gibt Angehörigen von rund 20 Berufen das Recht, Waffen zu tragen, einschliesslich der Besitzer von ländlichen Anwesen.
Der Kongressabgeordnete und Pastor Sargento Isidorio protestierte im Kongress gegen die Initiative, indem er sich in rotbefleckten Kleidern mit einer Waffenattrappe auf den Boden legte. «Blut vergiessen – ist es das, was das Parlament will?», fragte er. «Wir wollen Frieden, wir verteidigen das Leben!»
Nach einer Quelle in der Regierung waren einige der Mitglieder der evangelischen Bank unzufrieden mit ihrer Vertretung in Bolsonaros Regierung. Analysten zufolge könnte der Widerstand gegen das Waffengesetz jetzt die parlamentarische Unterstützung Bolsonaros schwächen und die Durchsetzung seiner zum Teil kontroversen politischen Agenda komplizierter machen.
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Datum: 23.05.2019
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Digest