Athen: Wahlsieg der Rechten und ...Nationalorthodoxen
Zwar liess sich Griechenlands neuer Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis demonstrativ wieder auf die Bibel vereidigen. Sein linksradikaler Vorgänger, der bekennende Atheist Alexis Tsipras, hatte mit dieser christlichen Tradition gebrochen. Ihre Wiedereinführung bedeutet aber ganz und gar nicht, dass seine Regierung allen Christen des Landes Gutes verspricht. Das gilt nur für die Griechisch-Orthodoxe Kirche. Allen Andersgläubigen stehen nach dem religiös gleichgültigen und daher auch alle Glaubensrichtungen gleichbehandelnden Tsipras wieder schlimmere Zeiten bevor.
Landwirtschaftsminister gar kein Freund der Evangelikalen
Die Athener Wahlsieger nennen sich zwar «Neue Demokratie», umfassen aber auch das rechtsextreme Lager. Sie haben bei diesem Urnengang die militante Neonazi-Partei «Goldene Morgenröte» voll aufgesogen. Aus diesem Dunstkreis wurde inzwischen Adonis Georgiadis zum neuen Landwirtschaftsminister bestellt. Aus seiner politischen Vergangenheit bei der «Orthodoxen Volkserhebung» (LAOS) ist er kein Unbekannter: In mehreren privaten Fernsehsendungen hatte er zu Gewaltanwendung gegen Evangelisierungs-Kampagnen und andere missionarische Einsätze evangelikaler Freikirchen aufgerufen!
Im Agrarressort wird Evangelikalen-Gegner Georgiadis wenig Schaden anrichten. Das hofft man wenigstens in den Reihen der griechischen «Evangelischen Allianz». Allerdings kann er als Kabinettsmitglied den Kurs der Regierung Mitsotakis in religiösen Angelegenheiten mitbestimmen. Das gilt vor allem für die neue Unterrichts- und damit auch Kultusministerin Niki Kerameos. Sie hat sich bisher als Juristin und Strafrechtsexpertin hervorgetan, besonders in Sachen Gefängnisse. Was ihr im Wahlkampf bei ihren Gegnern den Übernamen «Kerkermeisterin» eingetragen hat.
Orthodoxer Kirche eine Wende versprochen
Der Orthodoxen Kirche von Griechenland hat Frau Kerameos jedenfalls bei einem ersten Treffen mit Bischöfen eine Wende nach der von Tsipras betriebenen Religionspolitik versprochen. Die soll in erster Linie Artikel 2 der Verfassung betreffen, von dem die Orthodoxie als «vorherrschende» Religion privilegiert wird.
Gerade noch toleriert werden zusätzlich nur «bekannte» Religionen. Als solche gelten Judentum, Islam, Katholiken, Lutheraner, Reformierte, Anglikaner und in ihrem weiteren Verständnis bestenfalls noch Methodisten und Baptisten.
Reform des Religionsrechts abgeblockt
Evangelikale und besonders Pfingstchristen sind in Griechenland hingegen «unbekannt» und damit illegal - mit allen Folgen einer Strafverfolgung für Gottesdienste, Versammlungen und besonders Aktionen in der Öffentlichkeit.
Dieses Unrecht wollte die Tsipras mit seiner Syriza-Regierung korrigieren und den Artikel 2 in Richtung voller Religionsfreiheit für alle abändern. Als Teil einer allgemeinen Verfassungsreform hatte die Änderung auch schon das alte Parlament passiert. Die neue Volksvertretung wird den religionsbefreienden Anlauf jedoch gewiss zurückweisen...
Evangelikales Berufslächeln und versteckter Hass...
Wie tragisch die unter Tsipras freiere Stimmung bei Griechinnen und Griechen umgeschlagen hat, zeigt der Artikel eines orthodoxen Pfarrers, der über die viel gelesene Website mit dem ckarakteristischen Namen Romfaia (Das Schwert) verbreitet wird. Unter dem Titel «Zwei Frauen an meiner Tür» wettert er gegen evangelikale Aktivistinnen, die Schrifttum für die persönliche Bekehrung zu Jesus verbreiten. Der Autor wirft der gesamten Reformation vor, dass sie zu Aufsplitterung, religiösem Individualismus und Irrlehren geführt habe. Das Ganze gipfelt in der persönlichen Unterstellung, dass die Missionarinnen «hinter ihrem evangelikalem Berufslächeln nichts als Hass gegen alle Andersgläubigen versteckten.»
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Datum: 12.07.2019
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet