Bush von Gott zum Krieg legitimiert?

Bush

Amerika ist das beste Beispiel dafür, dass trotz Säkularisierung, Kapitalismus und Hochtechnologie das Religiöse nicht verschwunden ist. Religiöse Züge der Politik werden als Instrumente gewertet, die Rechtmässigkeit des politischen Handelns zu stützen. Georg Bush ist von einem religiös motivierten politischen Auserwähltheitsglauben geprägt: Amerika als neues "auserwähltes Volk" soll der Welt das Heil - Freiheit, Demokratie, Frieden - bringen.

Dem 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten war der Terror von Anfang an Beweis dafür, dass das Böse existiert. So hatte der Präsident nach den Anschlägen keinerlei Mühe, sich auf die terroristische Diskursebene einzulassen: «Wir stehen vor einem monumentalen Kampf zwischen Gut und Böse. Aber das Gute wird siegen» Für Bush ist Krieg die logische Fortsetzung seines Glaubens mit anderen Mitteln. Damit ist er keineswegs allein: Eine US-Umfrage unter «wiedergeborenen Christen» ergab, dass 72,5 Prozent der Befragten sich mit dem Satz einverstanden erklärten: «Ich glaube daran, dass wir derzeit die Anfänge jenes Krieges sehen, der zum Antichristen und Armageddon führt».

Jetzt ist also eine Politik angesagt, die im Namen des Absoluten unbegrenzte Ziele verfolgt. Die Millionen Menschen, die auf die Strassen gingen, die sich in Umfragen in selten gesehener Einmütigkeit gegen den Krieg stellen, stehen für die verbreitete Furcht vor der angekündigten guten neuen Welt. Die Vereinten Nationen und vielleicht auch unsere Zivilisation stehen auf dem Spiel.

Nach der Bibel ist Gott der Gott aller Menschen. Nirgendwo hat dieser Präsident ein göttliches Mandat erhalten zu bestimmen, wer die Guten und wer die Bösen sind, um dann das Böse "präventiv" auszurotten. Keine Nation ist absolut im Recht. Die Grenze zwischen Gut und Böse geht mitten durch Amerika und dem Irak, mitten durch das Weisse Haus und mitten durch das Herz eines jeden einzelnen Menschen.

Gott lässt sich auch von einer Supermacht nicht einspannen. Der amerikanische Präsident ist kein Erwählter Gottes, sondern ein Gewählter des Volkes. Wer aus dem Neuen Testament die Pflicht zum Präventivkrieg herausliest, den Tod von Hunderttausenden von Menschen in Kauf nimmt, der entfernt sich mit Siebenmeilenstiefeln davon.

Übrigens: Die Amerikaner haben ihre Jahresausgaben zur Bekämpfung der Armut in der Welt gerade auf 1,7 Milliarden Dollar reduziert. Das ist nicht einmal so viel, wie sie in zwei Tagen fürs Militär in Friedenszeiten ausgeben.

Datum: 19.03.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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