Griechische Mönche wollen in die US-Pop-Charts

Sie nennen sich The Free, haben bereits eine Platin-Schallplatte und sind Griechenlands beliebteste Boy-Group. Jetzt wollen sie auch auf Englisch singen. Das Besondere: Die 15 Sänger sind orthodoxe Mönche.

Bislang waren The Free nur Kennern der griechischen Pop-Szene ein Begriff. Die 15 Mönche aus den Klöstern St. Augustin und Seraphim Sarof, in der Nähe von Nafpaktos gelegen, haben sich erfolgreich in die griechischen Charts gesungen und erhielten im vergangenen Jahr bereits eine Platin-Schallplatte. Ihre Hits klingen dabei vom Titel her nicht immer besonders kirchlich: «Anarchy And Rock» und «Pal, I’m Down» wurden zu einem der grössten Erfolge in der griechischen Pop-Geschichte.

Geschickt verbinden die 15 Mönche, die zwischen 18 und 30 Jahre alt sind, dabei die unterschiedlichsten musikalischen Elemente, von Gregorianik bis Hard Rock. Mit diesem Stil-Mix wollen die singenden Glaubensbrüder nun auch auf Englisch singen und in den USA auf Tour gehen.

Ihr Ziel ist es nach eigenen Angaben, die Jugend wieder an Gebete und Kirche heranzuführen. Ein Unterfangen, dass sie auch mit Konzerten in Nachtklubs und Discos betreiben. Ihr Anliegen werde auch vom Erzbischof in Trikorfo unterstützt sagte der Sprecher der Gruppe, Pater Christopoulos.

Er verteidigt den neuen und offenbar erfolgreichen Ansatz von The Free mit den bislang eher schlechten Umfragedaten über das kirchliche Engagement der griechischen Jugend. Demnach glauben zwar 95 Prozent an Gott, aber genauso viele nehmen nicht mehr an den Gottesdiensten teil. Pater Christopoulos prangert pikanterweise die Kommerzialisierung der Kirche an und sagte der BBC, dass viele seiner Glaubensbrüder nur noch «Geschäftsleute in schwarzen Roben» seien.

Die Musik von The Free stösst nicht nur bei den jungen Griechen auf Begeisterung, auch die Musikkritikerin Maria Paravantes schwärmt: «Trotz ihrer Roben sind The Free moderne Menschen und bleiben trotzdem ihrer Tradition treu. Sie schneiden sich nicht die Haare und stehen für die mönchische Tradition.»

Aber es gibt auch kritische Stimmen. So warnen einige Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche vor dem Einfluss von westlicher und damit auch protestantischer Musik-Traditionen im Gesang der Mönchs-Gruppe. Sie sprechen von einem «Verrat an unserer Historie». Auch die Heilige Synode, der Zusammenschluss der wichtigsten Kirchenvertreter Griechenlands, warnt vor einer «Zerstörung jahrhundertalter Traditionen».

The Free-Manager Pater Notaries Moulatsiotis dagegen spricht von den «ungewöhnlichen Methoden, die aber die Methoden für das 21. Jahrhundert sind.» Sämtliche Erlöse der Gruppe kommen einem von den Mönchen betriebenen Kinder-Camp zu Gute.

Datum: 29.04.2002
Quelle: Netzzeitung

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