Muslime bleiben den Schweizern fremd

Seit 1979 hat sich in der Schweiz die öffentliche Aufmerksamkeit für Muslime verändert - so werden heute auch Muslime in der Schweiz als Bedrohung wahrgenommen. Dies zeigt eine Studie des Nationalen Forschungsprogramms 58 (NFP 58) zum Thema «Religiöse Differenz als Problem in der politischen Diskussion», deren Ergebnisse schon bald in Buchform veröffentlicht werden sollen. Ziel des Forschungsprojekts war es, nach Veränderungen in der öffentlichen Diskussion über Minderheiten zu suchen.
Auch heute noch sind Muslime den Schweizern fremder als Juden.

«Muslime erscheinen, obwohl hier heute x-fach mehr Muslime als Juden leben, der Schweizer Bevölkerung immer noch viel fremder als Juden», sagte Pablo Assandri, stellvertretender Projektleiter gegenüber dem jüdischen Wochenmagazin "Tachles".

Der Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich wollte im Rahmen des NFP 58 herausfinden, wie sich die öffentliche Aufmerksamkeit seit 1979 für jüdische und muslimische Akteure verändert hat. Das 2007 initierte Projekt orientierte sich dabei an der These, wonach sich im Hinblick auf den Islamismus in der öffentlichen Meinung der Schweiz ein neues Bedrohungsbild etabliert habe.

Um diese Hypothese zu bestätigen, überprüften die Forscher, in welchem Ausmass die öffentliche Kommunikation über den Islam beziehungsweise die Muslime geprägt ist. Zu diesem Zweck erfassten sie sogenannte Differenzsemantiken in Bezug auf verschiedene Minderheiten. Laut Patrik Ettinger, Projektleiter, handle es sich dabei um unterschiedliche Abgrenzungsmuster, schreibt die Zeitschrift.

Ereignisketten fachen Diskussion an

Die Forscher analysierten sämtliche Ereignisse der letzten 30 Jahre, über die in den Schweizer Medien berichet wurde. Ziel war herauszufinden, in welchen Situationen und auf welche Weise Muslime, Juden, aber auch andere Akteure wie Parteien, Abgrenzungen vornehmen.

Über Ereignisketten, die Debatten über Minderheiten stets neu entfachen, lässt sich festmachen, wie prominent der Diskurs über den Islamismus in der Berichterstattung geführt wird. Es beginnt mit der iranischen Revolution im Jahr 1979, die ein Schlaglicht auf den politischen Islam warf. Dieser rückte in der Folge wieder in den Hintergrund - bis zum Tag, an dem islamistische Terroristen am 11. September 2001 das World Trade Center in New York angriffen.

Wertkonflikte werden thematisiert

Erst diese und spätere Attentate schafften «Aufmerksamkeit für die Problematisierung der muslimischen Minderheit in der Schweiz, die Thematisierung von Wertkonflikten und die Verbreitung von Bedrohungsszenarien», so Ettinger. Konkret würden auch Muslime in der Schweiz als Bedrohung wahrgenommen. - Ettinger plant, die Ergebnisse der Studie, die bis Januar 2010 vom Nationalfonds finanziert wird, schon bald in Buchform zu veröffentlichen.

Datum: 27.10.2009
Quelle: Kipa

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