Indonesien

Muslime setzen sich für protestantische Kirche ein

Eine islamische Organisation in Indonesien setzt sich gegen die behördliche Schliessung einer Kirche ein. Gemeinsam mit christlichen Gruppen forderte das Wahid-Institut des verstorbenen früheren Staatspräsidenten und islamischen Klerikers Abdurrahman «Gus Dur» Wahid den neuen Bürgermeister von Bogor auf, das Weiterbestehen der protestantischen Yasmin-Kirche zu gewährleisten.
Die indonesische Stadt Bogor mit dem Vulkan Salak im Hintergrund

«Es geht um die Achtung der in der Verfassung garantierten Religionsfreiheit», sagte Wahids Witwe Sinta Nuriyah am Donnerstag, 3. April, in Jakarta. Das Wahid-Institut hat sich die Förderung eines «friedlichen und pluralistischen Islam» zum Ziel gesetzt.

Druck fundamentalistischer Muslime

Auf Druck fundamentalistischer Muslime hatte die Stadtverwaltung von Bogor 2008 die Nutzungserlaubnis der Kirche für die Yasmin-Gemeinde widerrufen. Der Oberste Gerichtshof Indonesiens hob die Entscheidung 2010 auf; dennoch weigerte sich die Stadtverwaltung, ihr Verbot zurückzunehmen.

Gemeinsam mit Sinta Nuriyah und dem Wahid-Institut unterzeichneten der Verband der protestantischen Kirchen Indonesiens, indonesische Menschenrechtsorganisationen sowie das Setara-Institut für Frieden und Demokratie einen Brief an Bogors designierten Bürgermeister Bima Arya. Dieser tritt am kommenden Montag sein Amt an.

Hochburg der Fundamentalisten

Die Millionenstadt Bogor liegt in der Provinz Westjava, einer Hochburg fundamentalistischer Muslime. Neben der Yasmin-Gemeinde hatten auch andere protestantische und katholische Kirchengemeinden in Bogor und in der Nachbarstadt Bekasi mit Widerstand islamischer Gruppierungen zu kämpfen.

Kein Einzelfall

Indonesien hat 186 Millionen Muslims und ist damit das grösste islamische Land der Welt. Von den 36 Millionen Christen sind 13 Millionen evangelisch. Der Islam im Land ist sehr vielfältig. Neben gewalttätigen Übergriffen von Islamisten gibt es immer wieder Beispiele von Toleranz auch von islamischer Seite. So bildeten Moslems vor einigen Jahren eine Menschenkette um die evangelikale «Abbalove Church» in Jakarta, um sie vor radikalen Übergriffen zu schützen. «Die Christen sind unsere Freunde, denn sie tun uns so viel Gutes» war dort die Motivation. Auch katholische Weihnachtsgottesdienste wurden schon von Moslems beschützt.

Datum: 22.04.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / ref.ch News

Werbung
Livenet Service
Werbung