Pastor Elisey aus der Ukraine

«Es gibt keine schnelle Lösung»

Pastor Elisey hat alles verloren, als die russischen Separatisten seine Heimatstadt besetzten. Seine Kirche wurde niedergebrannt. Von der Bevölkerung sind nur noch etwa 10 Prozent geblieben, auch er kann nicht mehr zurück. Nun hilft Elisey den Flüchtlingen in der Region.
Pastor Elisey
Die Zerstörung in der Ostukraine ist immens.

idea Spektrum: Pastor Elisey, in Ihrer Stadt wurde alles zerstört. Auch Ihre Kirche wurde angezündet und Sie erhielten Morddrohungen. Warum hassen die russischen Separatisten gerade die Christen so?
Pastor Elisey: Sie hassen uns Christen, weil sie gesteuert und indoktriniert sind von Propaganda. Ein weiterer Grund ist, dass wir als Christen das tun, was uns die Bibel sagt. Unser Handeln soll dem Willen Gottes entsprechen und nicht dem Willen von jemand anderem, und zwar ungeachtet der Umstände, in denen wir stecken.

Stimmt es, dass es auch christliche Gemeinden gibt, die sich auf die russische Seite schlagen?
Manche Gemeinden sollen gespalten sein. Einige Gemeinden unterstützen die Separatisten, weil sie sonst um ihr Leben fürchten müssten und weil sie mit all den Problemen, die sonst auf sie zukämen, nicht konfrontiert werden wollen. Einige vertreten auch die Haltung, dass sie sich nicht in die Politik einmischen sollten, und dies führt zu einer Gleichgültigkeit und de facto zu einer passiven Unterstützung derjenigen, die an der Macht sind.

Gab es in all dem Leid, das Sie erfahren haben, Momente der Hoffnung?
Die Hoffnung hat mich nie verlassen, aber das ist nicht mein Verdienst. Ich habe Hoffnung, weil ich Jesus Christus habe.

Was gibt Ihnen die Kraft, weiter den Menschen dort zu helfen?
Ich helfe, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass der Sinn des Lebens darin besteht, Gott zu dienen und damit verbunden auch meinen Mitmenschen.

Wie sehen Sie die Zukunft in der Ostukraine, kann es eine Lösung geben?
Das wird dauern. Zurzeit sehe ich keine schnelle Strategie zur Lösung des Konfliktes in meiner Heimatregion, geschweige denn einen Weg zur Wiederherstellung der ganzen Gesellschaft.

Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft?
Ich habe ein Stellenangebot als Dozent für junge Pastoren an einem theologischen Seminar in Lwiw (Westukraine) erhalten. Ich werde meine neue Aufgabe in den nächsten Tagen antreten. Meine Vision ist es, Studenten jüngerschaftlich zu begleiten und sie in die Nachfolge Jesu Christi hineinzuführen. Ich freue mich darauf, mit ihnen Leben zu teilen, Erfahrungen auszutauschen und Teil dieses Dienstes zu sein.

Zudem haben meine Freunde und ich bereits damit begonnen, eine neue Gemeinde zu gründen, und zwar für Flüchtlinge aus der Ostukraine. Wir sind sehr gespannt und freuen uns darauf.

Haben Sie eine Botschaft oder einen Wunsch für die Christen in der Schweiz?
Seien Sie nicht gleichgültig. Bemühen Sie sich, Gutes zu tun. Beten Sie für Frieden in der Ukraine und beten Sie für unseren neuen Dienst. Es würde mich freuen, wenn Sie sich für unseren Dienst interessieren und Teil davon werden.

Pastor Elisey

Pastor Elisey war persönlich vom Separatistenführer seiner Stadt (nähe Lugansk) mit dem Tod bedroht worden, weil er seine Gemeinde nicht auf die Linie der russischen Separatisten «einspuren» wollte. Im August 2014 haben sie ihre Drohung, dass sie seine Kirche anzünden werden, wahr gemacht: Das Kirchengebäude einer 300-köpfigen Baptistengemeinde (die grösste in der Region) ist ausgebrannt. Bis heute befindet sich die Stadt direkt an der Front und ist umkämpft. Von den 50'000 Einwohnern sind noch ca. 5'000 übrig geblieben. Inmitten von all dem Leid evakuierten Elisey und seine Helfer viele Mitmenschen, sorgten für sie und beteten für sie.

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Datum: 12.10.2015
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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