Westliche Medien

Muslime = Bad News?

Die westliche Berichterstattung über Muslime vermittelt ein mehrheitlich negatives Bild. Das zeigt der internationale «Mediatenor»-Bericht. Bei Christen überwiegt die positive Berichterstattung – vorwiegend dank Papst Franziskus.
Muslim am beten
Diagramme mit Ergebnissen der Studie zur Berichtererstattung
Papst Franziskus

Mediatenor, ein internationales Medienforschungsunternehmen mit Sitz in Rapperswil SG hat in seinem «Annual Dialogue Report» 21 führende TV-Nachrichtensendungen aus der ganzen Welt von Anfang 2001 bis Ende 2014 unter die Lupe genommen: von den Hauptnachrichten des chinesischen Senders CCTV 1 über BBC 2 Newsnight aus London bis zur «Tagesschau» des SRF. Der Report wurde am Rande des World Economic Forum (WEF) in Davos vorgestellt. Die Sonntagszeitung fasste die interessanten Erkenntnisse bereits in ihrer Ausgabe vom 18. Januar 2015 zusammen:

  • Nur 4 Prozent positive Beiträge

    Gesamthaft sind 77% der analysierten 10'000 TV-Beiträge mit Referenz zum Islam negativ konnotiert. 19% der Berichte wurde keine Wertung zugeordnet. Nur 4% der journalistischen Beiträge sind positiv. Das ist laut Mediatenor Rekord. Selbst in den Jahren 2003 und 2005, als die in London und Madrid von al-Qaida verübten Terrorangriffe die Welt erschütterten, wurden Muslime im Fernsehen weniger oft in einen negativen Kontext gestellt wie letztes Jahr.
    Die Schweiz fällt in der Studie mit einer deutlich ausgewogeneren Berichterstattung auf: 54% der Berichte über den Islam in Schweizer TV-News-Sendungen fielen negativ aus, 34% wurden von den Fachleuten von Mediatenor als neutral taxiert und 12% als positiv.
  • Muslime und Juden übervertreten

    Gleichzeitig sind Muslime in der internationalen Berichterstattung im Vergleich zu anderen Glaubensgemeinschaften übervertreten. In knapp zwei Dritteln aller analysierten Beiträge spielte der Islam die Hauptrolle. Von der gesamten Weltbevölkerung glaubt allerdings nicht einmal jeder Vierte an Allah. Die christlichen Kirchen zählen mehr Gläubige. Weltweit gehört jeder Dritte einer christlichen Kirche an.
    Genauso medial übervertreten sind gemäss Mediatenor die Juden. Sie kommen auf 4% der Berichterstattung; nur 0,2% der Weltbevölkerung aber sind Juden. Geprägt durch den Nahostkonflikt sind 43% der Nachrichtensendungen negativ, nur 16% positiv.
  • Positive Berichterstattung über Christen

    Bei den Christen hingegen überwiegt klar die positive Berichterstattung. Der Mediatenor-Report führt diese positivere Beurteilung des Christentums in westlichen Nachrichtensendungen auf Papst Franziskus zurück. Dessen öffentliche Auftritte kämen dem medialen Trend der Personalisierung entgegen. Die geistlichen Führer des Islams hingegen versäumten es, im Westen am öffentlichen Diskurs teilzunehmen. So entstehe der Eindruck von Parallelgesellschaften.
  • Papst Franziskus der meistgenannte Führer

    Bezeichnend ist eine weitere Auswertung von Mediatenor. In 100'000 Beiträgen in 66 westlichen Zeitungen, Radio- und TV-Sendungen im Jahr 2014 zählte das Unternehmen 3'033 Papst-Nennungen. So viele wie bei keinem anderen geistlichen Führer. Auf Platz zwei folgt der Islamist und frühere Präsident Ägyptens, Mohammed Mursi. Auf Platz drei Abu Bakr al-Baghdadi, selbst ernannter Kalif und Terroristenführer des Islamischen Staats.

Datum: 27.01.2015
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / Sonntagszeitung

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