Christliche Gemeinden

«Behindern Behinderte?»

Um diese Frage ging es an einer Tagung der Deutschen Evangelischen Allianz vom 6. bis 9. Oktober 2011 im thüringischen Bad Blankenburg. Dabei waren sich Referenten und die rund 45 Teilnehmer einig, dass Behinderte zu wenig in das Gemeindeleben eingebunden sind.
Kein Durchkommen?

«Sie gehören ganz natürlich und unbedingt zu jeder christlichen Gemeinde dazu», sagte der Direktor des Blankenburger Allianzhauses, Thomas Günzel. Das zeigten auch viele biblische Geschichten: «Jesus will, dass die, die an den Hecken und Zäunen stehen, weil sie die Bordsteinkanten und Kirchentreppen nicht überwinden können, barrierefrei in seine Gemeinde kommen.»

Als Beispiel gelingender Integration nannte Günzel den «Gottesdienst inklusive», der im Herbst vergangenen Jahres erstmals in der Leipziger Michaeliskirche stattfand. Blinde Gottesdienstbesucher erhielten Liedblätter in Braille-Schrift. Für schwerhörige bzw. taube Gäste gab es eine Hörschleife und Gebärdensprachdolmetscher. Inzwischen hätten sich bereits mehrere Gemeinden bereiterklärt, den «Gottesdienst inklusive» im Wechsel zu veranstalten, sagte Günzel.

Um Behinderte in der Gemeinde willkommen zu heissen, sei es auch wichtig, die Gottesdienstelemente entsprechend zu gestalten. So sollte etwa das Aufstehen bei Lesungen oder Gebeten entfallen. Günzel plädierte ferner für einfache Liedtexte. Kurzpredigten könnten durch Anspiele oder Filme ergänzt werden. Das spreche besonders junge Menschen mit Behinderung an, da sie lockere und offene Kommunikationsformen gewohnt seien.

Thomas Günzel war von 1998 bis 2011 im Berufsbildungswerk Leipzig als Lehrer für Religion und Ethik beschäftigt. Dort werden hör- und sprachgeschädigte Jugendliche ausgebildet.

Datum: 12.10.2011
Quelle: idea

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