Feierabend

Jesus und der Auftrag

Was uns gefällt, wünschen wir auch andern: das Leben frei gestalten und das Beste daraus machen zu können. Jesus müsste das auch so sehen, oder?
Jesus und Zachäus: Szene aus dem Jesusfilm

Gehen wir aus freien Stücken unseren Weg, mag das Unternehmen schief gehen. Doch wenn es gelingt, klopfen wir uns auf die Schulter: Wir haben’s geschafft, sind weitergekommen, haben eine weitere Stufe der Erfolgsleiter erklommen, zimmern am Haus des Glücks – das stellt auf, gibt ein echt gutes Gefühl.

Abhängig – oder aus freien Stücken?

Die meisten Menschen weltweit sind nicht in dieser komfortablen Lage. Viele leben in Armut, können kaum etwas zurücklegen, kämpfen ums tägliche Brot. Die Abhängigkeit von einer Dienstherrin oder einem Geldgeber, der über sie verfügt, bestimmt den Tag. Abhängigkeit, in der ihre Würde oft unter die Räder kommt – bei Wucherzinsen und erniedrigenden Arbeiten, in Ausbeutung und Zwängen.
Die Freunde von Jesus, die ihn seit Jahren auf seinen Predigttouren begleiten, tun dies aus freien Stücken. Sie haben Ja gesagt, als er sie berief, und sind mitgegangen, haben seine Sache zu der ihren gemacht. So sind sie nicht abhängig wie Sklaven, die (in der antiken Gesellschaft) von Freien und Begüterten gekauft und eingesetzt werden. Aber Jesus findet, sie sollten eine Lektion von den Umständen von Sklaven lernen. Für sie ist der Feierabend kein freier Abend:

Erwartung und Dank

«Wer von euch, der einen Knecht zum Pflügen oder Viehhüten hat, wird, wenn der vom Feld heimkommt, zu ihm sagen: Komm her und setz dich gleich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir etwas zu essen, binde die Schürze um und bediene mich, solange ich esse und trinke, danach magst du essen und trinken? Dankt er etwa seinem Knecht dafür, dass er getan hat, was ihm aufgetragen war? So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch aufgetragen ist, sagen: Wir sind weiter nichts als Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren» (Die Bibel, Lukasevangelium 17,7-10).
Da ist nicht die Rede von der 40-Stunden-Woche und dem Anrecht auf Freizeit. Die Bemerkung von Jesus geht quer zum Lebensgefühl in unserer Gesellschaft, welche individuellen Ansprüchen und dem Streben nach Selbstverwirklichung breiten Raum gibt.

Grosszügig

Ist Jesus denn von vorgestern? Mit dieser Frage ist die andere verbunden, welches Bild von Gott er hat. Ist Gott ein harter Herr, der ohne Ende fordert? Nein. Jesus macht in Gesprächen und Predigten immer wieder deutlich, dass Gott unvorstellbar gütig und grosszügig ist. Und er belohnt gern, wie ein anderes Gleichnis zeigt: Ein Herr, der spät abends von einem Fest heimkommt und seine Knechte noch wach findet, wird selbst seine Ärmel hochkrempeln, sie zu Tisch bitten und sie bedienen! (Lukasevangelium 12,37).
Es geht beim Nicht-Feierabend also nicht um endlose Forderungen des Herrn, sondern um die Einstellung des Knechtes. Er tut bereitwillig, was ihm der Herr aufträgt. Und rechnet sich dies nicht als Verdienst an. Es versteht sich von selbst, dass er den Auftrag erfüllt. „Wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“

Unser Leben gelangt in die Balance, wenn wir unsere Freiräume gestalten und den Auftrag des Herrn erfüllen.

Datum: 08.04.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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