Evangelische Allianz

Christen in die Öffentlichkeit!

Christen sollen über ihren Gartenzaun hinaus blicken und vereint anpacken - wo immer Not am Mann ist. Die Evangelische Allianz vernetzt Nachfolger von Jesus lokal und national, auch kontinental und global. Gespräche mit den Leitern der Weltweiten Evangelischen Allianz und ihres europäischen Teils zeigen die Dynamik der Bewegung.
Fordert Christen zum Einsatz auf: Geoff Tunnicliffe.
An der Front: TearFund und andere mit der WEA verbundene Hilfswerke sind in den Notgebieten der Erde aktiv.
Eltern- und Pädagogenkonferenz der Österreichischen Evangelischen Allianz.
Aktive nationale Allianzen in Europa: Gordon Showell-Rogers.
Global vernetzt: Der Srilanker Ajith Fernando an der EEA-Jahreskonferenz 2006.

Mit Dr. Geoff Tunnicliffe, dem internationalen Direktor der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), platzen die drängenden Weltprobleme in die aufgeräumte Schweizer Stube. Neben den lebensrechtlichen und Familien-Themen müssten die „Evangelicals" - 92 Prozent von ihnen lebten ausserhalb der USA - sich vermehrt auch anderen Themen annehmen: „Uns geht es auch um die Armen, um das Klima, um Gerechtigkeit in der Welt", sagte der 52-Jährige kürzlich in einem Gespräch mit Livenet.

Evangelicals an der Front

Tunnicliffe ist rastlos unterwegs und kämpft dafür, dass soziale Herausforderungen neben den ethischen Themen wahrgenommen werden. „Global gesehen sind wir an zahlreichen Fronten sehr aktiv: Aids, Armutsbekämpfung, ökologisches Verhalten." Die Spenden an evangelikale Entwicklungsorganisationen summierten sich zu Milliarden. „Natürlich müssten wir mehr tun - aber wir tun nicht wenig".

Persönliche Hingabe - und die Werte des Reiches Gottes für alle

Die Bedeutung der letzten WEA-Vollversammlung, die im Oktober 2008 in Thailand stattfand, liegt für den WEA-Direktor im Ja zum integralen Verständnis von Mission (Evangelisation und soziales Engagement umfassend). Es sei nicht mehr umstritten; allein das Wie werde noch diskutiert (1). „Wir streben weiterhin persönliche Erneuerung und Hingabe an, wollen aber auch Prinzipien und Werte des Reiches Gottes in die Gesellschaft einbringen. Die Werte in unserer Wirtschaft müssen neu bedacht werden; es wird nicht genügen, Banken zu rekapitalisieren." Mit dem Wertesystem, das der Gier und dem Leben auf Pump keine Dämme gesetzt habe, werde der Westen wieder Schiffbruch erleiden.

Wer nimmt prägnant Stellung?

Tunnicliffe ist ein Energiebündel, kaum zu stoppen. „Wir müssen uns zeigen! Wir müssen in die Debatten eintreten! Wo sind die evangelischen Christen, die im Zusammenprall verschiedener Weltanschauungen prägnant Stellung nehmen können?" Der WEA-Direktor verweist auf den britischen Sozialreformer William Wilberforce, der die Abschaffung der Sklaverei erwirkte. „Er gründete nicht weniger als 75 Organisationen, von Tierschutz bis zu Mission und Bibelverbreitung! Ihm ging es um gesellschaftliche Transformation."

Mit Menschen guten Willens

Wilberforce verstand es laut Tunnicliffe, mit Menschen guten Willens zusammenzuarbeiten. Sie hätten sich gefragt, was sie für eine bessere Gesellschaft tun könnten. „Das sollten wir auch fragen: Wie leben evangelische Christen biblische Werte aus, damit die Gesellschaft einen helleren Morgen sieht?" Der WEA-Leiter spart nicht mit Kritik: „Kirchen haben eine Festungsmentalität entwickelt und sich verbunkert, statt zu fragen, wie sie die Gemeinschaft, Gruppen und Menschen für das Gute engagieren können. Wie arbeiten wir mit Menschen zusammen, die vielleicht nicht dasselbe Glaubenssystem haben, aber auch von einer besseren Welt träumen?"

Mehr Anpassung

Statistiken über Sex und Scheidung lassen Tunnicliffe denken, dass es unter Evangelicals zunehmend Anpassung an den Mainstream, auch mehr Namenschristen gibt. „Wir müssen uns einigen harten Fragen stellen - und dazu beitragen, dass sie gestellt werden. Haben wir in einer Kultur eine prophetische Stimme? Gehen wir im Westen gegen Materialismus vor? Auf wessen Kosten geht der materielle Wohlstand, den wir als Segen Gottes ansehen?"

Neue Allianzen in Osteuropa

Seit zehn Jahren hält Gordon Showell-Rogers die feinen Fäden der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) zusammen. Im April 1999 übernahm der vielsprachige Brite den Posten des EEA-Generalsekretärs. Der Rückblick stimmt ihn positiv: Nach den politischen Veränderungen in Osteuropa konnten mehrere nationale Allianzen gegründet werden. In den Beziehungen auf europäischer Ebene herrscht eine andere Atmosphäre, „viel bessere Beziehungen unter denen, die sich mit der Evangelischen Allianz identifizieren".

Diverse Akzente...

Die EEA ist eine Bewegung, wie Showell-Rogers betont, „jede nationale Allianz ist völlig autonom". Dies zeigt sich an unterschiedlichen Stossrichtungen und Mitgliederstrukturen. In manchen Ländern machen lokale Gemeinden den Grossteil der Mitglieder aus, in anderen sind es lokale und regionale Sektionen. „Was wir gemeinsam haben, ist der Geist der Allianz, eine Vision für das, was wir miteinander tun können."

...unter einer Vision

Im vergangenen Jahrzehnt sei diese Vision viel grösser geworden, hält Gordon Showell-Rogers fest. Konkret: Französische und ungarische Gemeinden übernehmen die deutsche ProChrist-Evangelisation per Satellit. Aus Grossbritannien kommt die von der Evangelischen Allianz (EA) geförderte Marriage Week auf den Kontinent. In der Tschechischen Republik gab die Allianz den Anstoss für eine Ehewoche, die in den nationalen Medien zu reden gab. Vor Ostern 2007 führte die junge EA in Albanien, um dem akuten Mangel zu wehren, eine Blutspendeaktion durch. Sie fand ihren Abschluss mit einem Ostergottesdienst in einem Stadion.

Religionsunterricht verändert Schüler

Starken Eindruck hat dem Generalsekretär der Vorstoss der portugiesischen Allianz gemacht: Sie wandte sich vor Jahren ans Bildungsministerium mit dem Hinweis, dass die Evangelischen die zweitgrösste Religionsgemeinschaft des Landes darstellen, und beantragte protestantischen Religionsunterricht. Nach langer Diskussion wurde ein Pilotprojekt genehmigt; es schlug ein. Nun bittet, so Showell-Rogers, das Ministerium die Allianz um mehr Lehrer, weil der Unterricht Kinder verändert. „Das wäre vor 30 Jahren in Portugal völlig undenkbar gewesen." Im vergangenen Herbst weilte der EEA-Leiter im Kosovo. Dort haben sich evangelische Gemeinden zu einem Rat zusammengeschlossen. Unter seinen Initiativen stach eine Putzaktion in den Strassen der Hauptstadt Prishtina heraus.

Von den Christen im Süden lernen

Europa gilt als geistlich kühler Kontinent. Regelmässig sind Christen aus unseren Breitengraden überwältigt von der Dynamik der „Evangelicals" in anderen Weltteilen. An der WEA-Vollversammlung in Thailand im Oktober 2008 war Gordon Showell-Rogers „wieder einmal sehr beeindruckt davon, wie gross die evangelischen Gemeinden im Süden geworden sind". Viele Christen sind arm. „Bei ihnen ist ein Leben vorhanden, von dem wir lernen können, namentlich was die Erwartungen im Gebet betrifft."

In Ländern mit Diskriminierung und Verfolgung bestärkt die Evangelische Allianz die Christen in einer positiven Grundhaltung. „Sollten wir in Europa vermehrt unter Druck von militanten Atheisten kommen, können wir von diesen bedrängten Christen lernen, die unter schwierigen Bedingungen Freude haben." Als weltweit vernetzte Bewegung schärft die EA das Bewusstsein für die Bedeutung der Glaubensfreiheit. „Wir müssen uns bemühen, die Religionsfreiheit in der Mitte der Menschrechte zu halten."

Ein anderes Lernfeld für Europas Christen ist das Ineinander von Gemeinde- und Sozialarbeit. Sie zu trennen, komme Christen im Süden nicht in den Sinn (im Westen führten griechisches Denken und die Aufklärung dazu). „Wenn man in Lateinamerika gläubig ist und Gemeindearbeit macht, dann macht man Sozialarbeit." Viel zu lernen gebe es für westliche Christen, summiert Showell-Rogers. Dafür ist die Weltweite Evangelische Allianz da.

Datum: 10.04.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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