Hoffnung für Gemeinde

«Zukunft der Kirche» trifft den Nerv

Hat Kirche Zukunft? Und kennt und braucht die Zukunft Kirche? Diesen Fragen stellte sich der Theologe und Professor Michael Herbst aus Greifswald auf dem Willow-Creek-Kongress in Leipzig. Seine herausfordernden Thesen und mutmachenden Perspektiven trafen den Nerv der 8'000 Zuhörer.
Michael Herbst ist Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald.

«Das war mein persönliches Highlight», sagte Markus, Pfarrer aus Sachsen, «wenn ich jetzt heimfahren würde, hätte sich der Kongress für mich schon gelohnt.» Herbst sprach am ersten Vormittag des dreitägigen Kongresses. Carina aus Stuttgart ergänzte: «Ermutigung pur. Ich hatte den Eindruck, er spricht genau zu mir in meine Situation hinein.» Der so gelobte Redner ist Michael Herbst, Theologe aus Greifswald. Auf dem Willow-Creek-Kongress in Leipzig vom 6. – 8. Februar 2014 sprach er zum Thema «Wie die Kirche Zukunft hat» und ergänzte damit die Willow-Creek-Perspektive, nach der die Ortsgemeinde die Zukunft der Welt ist.

Auslaufmodell Volkskirche

Dabei sagte der Professor für Praktische Theologie durchaus nicht nur Positives. Herbst unterstrich, dass «Volkskirche als privilegierte Kirche des ganzen Volkes» ein Auslaufmodell sei: «Sie stirbt langsam, aber sie stirbt.» Auf die selbst gestellte Frage nach der Zukunft für Kirche wollte er am liebsten reagieren können wie der Bergdoktor aus der gleichnamigen TV-Serie: «Eine komplizierte Frage – eine klare Antwort – das wäre doch etwas …». Doch zu Beginn seiner Botschaft kokettierte er mit seinem Professorenstatus: «Erwarten Sie eine klare Antwort? Sie haben einen Professor vor sich. Meine Antwort ist deshalb ja, nein, vielleicht, hoffentlich, gewiss …». Und so zog er am Schluss als Fazit, dass zwar nicht jede einzelne Kirche Zukunft habe, die Kirche Jesu aber sehr wohl.

Mut für neue Schritte

In einem anschließenden Interview griff Michael Herbst noch einmal das Generalthema des Kongresses, «Zwischenland», auf. «Für viele, die sich um erneuerte Gemeinde mühen, ist 'Zwischenland' die anstrengende Gegend, wo man noch nicht viel sieht und manchmal seine Zweifel hat – wie damals das Volk in der Wüste, das nicht mehr in Ägypten und noch nicht im verheißenen Land war.» Die Zukunft von Kirche, von Christen, hänge stark davon ab, ob wir den Mut hätten, Neues zu wagen, aufzubrechen, auch neue Formen von Gemeinde zuzulassen. Herbst unterstrich: «Wir müssen herausfinden, was Gott jetzt von uns will.»

Sein Wunsch für Christen in Verantwortung – im Alltag unter hohem Druck bei sich immer mehr dehnenden Strukturen durchzuhalten, den Mut und die Freude nicht zu verlieren – scheint bereits ein Stückweit in Erfüllung gegangen zu sein. Markus, der sächsische Pfarrer, zog jedenfalls als persönliches Fazit: «Ich weiß jetzt wieder, wofür ich lebe und arbeite.»

Datum: 11.02.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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