Konflikt im Himalaya

Evangelisationsverbot in Nepal?

Nepals Regierung will im neuen Strafgesetzbuch den Religionsübertritt verbieten. Der Gesetzesentwurf, der Mitte Mai ans Parlament ging, stellt religiöse Beeinflussung unter Strafe.
Hartes Leben: Frau in der Stadt Pokhara.

Zudem soll jedes Verhalten verboten werden, das Einheimische in ihrer angestammten Überzeugung und Religion erschüttert. Zum Religionswechsel einladen – mit oder ohne Belohnung – soll strafbar werden. Wer gegen die Bestimmungen verstösst, soll bis zu fünf Jahre in Haft kommen und eine schmerzhafte Busse bezahlen müssen.

Christen überrascht

Laut dem Nachrichtendienst «Compas Direct» hat die Vorlage die wachsende christliche Gemeinschaft des Landes überrascht. «Wir haben nicht davon gehört», sagte Lokmani Dhakal, Generalsekretär der Nepal Christian Society. Die Christen sind in der Regierung nicht vertreten. Nach der ersten Lesung im Parlament geht die Vorlage in den Rechtsausschuss. Nepals Übergangsverfassung von 2007 verbietet das Abwerben von Gläubigen. Die Politiker des früheren Hindu-Königsreichs können sich nicht zur Verabschiedung einer Verfassung zusammenraufen, weil Partei- und Kasten-Interessen kompromisslos verfochten werden. Ende Mai verstrich der zweite Termin; der Unmut in der leidgeprüften Bevölkerung steigt.

Hindu-Organisationen, die auf eine Re-Hinduisierung des Staats drängen, haben während drei Tagen mit Drohungen das öffentliche Leben in mehreren Regionen lahmgelegt und damit ihre Muskeln spielen lassen. Die Polizei beschlagnahmte in der Hauptstadt Katmandu über 1000 eiserne Dreizacke, welche Shiva-Anhänger in Demos mitführen wollten. Nepals Christen bitten um Gebet für ihr Land, das sich vom zehnjährigen Bürgerkrieg noch nicht erholt hat. Die sozialen Gegensätze verschärfen sich.

Datum: 07.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Compass Direct

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