SEA steht Werken bei

«Wir nehmen keine Märtyrer-Haltung ein!»

18 Jugendverbänden wie Adonia, der Heilsarmee-Jugend und der «VBG» wurden die Bundessubventionen zur Förderung der Jugendarbeit gestrichen. Die Begründung lautete, dass sie den Glauben fördern. Deshalb sind nun mehrere Verfahren hängig. Livenet sprach zu dem Thema mit Andi Bachmann-Roth, Jugendbeauftragter der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA).
Adonia-Chor
Andi Bachmann-Roth

Livenet: Andi Bachmann-Roth, «Adonia» soll keine Gelder mehr vom Bund erhalten. Wie sieht das bei den anderen 17 Jugend-Verbänden aus?
Andi Bachmann-Roth:
Bei der VBG und bei Adonia hat das Bundesverwaltungsgericht gegen die Jugendverbände entschieden. Bei einigen Verbänden laufen noch juristische Verfahren beim Bundesverwaltungsgericht. Entscheide sind jedoch ausstehend. Besonders die kleinen Verbände haben aufgrund von Ressourcenmangel auf den juristischen Weg verzichtet. Für sie gilt der Entscheid des BSV.

Was heisst das für die Arbeit der betroffenen Verbände?
Weniger finanzielle Mittel. Das Angebot muss reduziert und eingeschränkt werden. Adonia konnte meines Wissens das Loch 2015 dank Mehrspenden decken. Die Leute haben sich offensichtlich mit dieser Jugendorganisation solidarisiert.
Bedeuten kann es eventuell auch eine Schädigung des Ansehens bei kirchenfernen Leuten. Diese Konsequenz ist weniger absehbar. Wenn eine Bundesverwaltung einem Jugendverband «Instrumentalisierung» vorwirft, dann kann das Eltern durchaus verunsichern.

Selbstkritisch kann man zudem fragen: Haben die Jugendverbände ihre Ziele und ihre Arbeitsweise – ganzheitliche Förderung – zu wenig gut kommuniziert? Oder gibt es sogar Jugendverbände, auf welche die Vorwürfe des BSV – sprich einziges Ziel ist Missionierung mit manipulativen Mitteln – zutreffen? Es ist sicherlich auch Selbstkritik angebracht, vor allem, was die Kommunikation betrifft. Oft ist die Sprache sehr fromm und für «Aussenstehende» missverständlich.

Welche Reaktionen sind von den Betroffenen zur SEA gekommen?
Die betroffenen Verbände wünschen sich eine bessere Vernetzung, was uns freut. Christen generell sind empört, schreiben Leserbriefe an Zeitungen und spenden.

Ist das ein Signal gegen christliche Organisationen?
Religion allgemein hat zurzeit einen schweren Stand. Sie wird primär mit Gewalt und Zerstörung in Verbindung gebracht – besonders wegen IS und Paris. Das Religion den Frieden fördert, sich für Gerechtigkeit einsetzt und hilft, dass Menschen sich ganzheitlich entwickeln können, ist wenig ein Thema. Es gibt aufgrund der negativen öffentlichen Wahrnehmung Bestrebungen, die Religion ins Private zurückzudrängen. Gegen diese Art von Säkularisierung wehren wir uns. Der öffentliche Raum wird nämlich nie ein religionsfreier Raum sein. Wenn die Religion die Öffentlichkeit verlässt oder aus ihr vertrieben wird, bleibt die Öffentlichkeit nicht leer. Stattdessen füllt sie sich mit dem diffusen Phänomen des sogenannten Säkularismus. Es ist jedoch ein Irrtum zu glauben, wir hätten heute alle dieselbe Weltanschauung. Religionsfreiheit und religiöse Vielfalt müssen unbedingt bewahrt bleiben.

Wie geht man in der SEA mit diesem Thema um?
Wir nehmen keine Märtyrer-Haltung ein, im Sinne von: «wenn wir angefeindet werden, dann sind wir wirkliche Christen». Mit allen Beteiligten suchen wir offen das Gespräch und wir bleiben lernbereit. Wir vernetzten und beraten christliche Jugendverbände. Zudem betreiben wir Öffentlichkeitsarbeit und koordinieren diverse Projekte, welche den Jugendverbänden in ihrer Arbeit helfen sollen.

Was können die nächsten Schritte sein?
Wir veröffentlichen bald eine Charta für christliche Kinder- und Jugendarbeit. Und wir warten die restlichen Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts ab. Dann planen wir das weitere Vorgehen mit den Jugendverbänden und prüfen, ob wir politisch aktiv werden sollen.

Zur Webseite:
SEA
Jugendallianz

Zum Thema:
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Datum: 10.01.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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