von 24-7CH Prayer. Im Gespräch mit Livenet spricht sie darüber, was das Gebet in der Krisenzeit des Coronavirus bewirken kann. Wir Christen sollen nicht in Panik geraten, ihm aber auch nicht gleichgültig begegnen.
Susanna Rychiger, im Talk «Coronavirus – zwischen Angst und
Gottvertrauen» hat Livenet bereits das Spannungsfeld
thematisiert, in dem sich Christen bewegen. Wie erleben Sie dies?
Susanna Rychiger: Die Spannung ist
sicher da, besonders auch für uns Christen. Meiner Ansicht nach leben wir
immer wieder in Spannungsfeldern, zwischen der Wahrheit des Wortes und der
Realität. Ich denke, es ist besonders für uns als Christen wichtig, dass wir
nicht Panik schieben. Wir sollten aber auch nicht gleichgültig und
selbstherrlich sein, dass es uns nicht treffen wird. Dazu gehört, die Auflagen
und die Empfehlungen des Bundes und der Kantone umzusetzen. Gleichzeitig ist es
wichtig, dass wir im Gebet und im Gottvertrauen weiterleben.
Der internationale Leiter der Gebetsbewegung 24-7
Prayer, Pete Greig, hat ein Fürbittegebet zur Zeit des Coronavirus formuliert.
Ihr stützt euch in der Schweiz auch darauf. Worum geht es in diesem Gebet?
In Zeiten der Krisen ist es immer wieder schwierig zu wissen, wie wir
denn beten sollen. Krisenzeiten können uns lähmen und die Worte rauben. Mit dem
Gebet von Pete Greig geben wir den Christen ein Gebet, das sie tagtäglich
beten können. Es ist unsere Verantwortung, im Gebet einzustehen und Fürbitte zu
tun für die Betroffenen, die Regierungen, die Forscher und vor allem auch das
medizinische Personal, das z.T. übermenschlichen Einsatz leisten muss.
Gleichzeitig dürfen wir Gott aber auch bitten, dass er diesen Virus besiegt und
wegnimmt. In diesen Tagen habe ich mich oft an Mose erinnert, der immer wieder
flehend vor Gott war und um das Volk Israel rang. Ringen wir für unsere
Mitmenschen, ringen wir für die gefährdeten Personen, ringen wir um Gottes Erbarmen
für unsere Nation, aber auch weltweit.
Glauben kann Angst überwinden, heisst es in der
Bibel (z.B. Psalm Kapitel 46, Verse 2-3 oder Johannes Kapitel 16, Vers 33).
Welche Rolle spielt dabei das Gebet – also das aktive Sprechen mit Gott?
Im Gebet richten wir unseren Blick auf Gott, mich beruhigt dies immer
wieder. Als Person bin ich gerne informiert und versuche, mich anhand von seriösen
News auf den aktuellen Stand der Lage zu bringen. Wichtig ist aber, dass ich
mich dadurch nicht beirren lasse, dass Gott über allem steht. Wenn ich mit Gott
rede, beruhigt sich meine Seele, auch wenn ich nicht alles verstehe. Angst ist
nie ein guter Ratgeber, das wissen wir. Ruhen wir nicht im Wissen darum,
sondern bringen wir unsere Angst im Gebet vor Gott, lesen im Wort seine
Verheissungen und lassen uns von ihm stärken. Ich möchte aber auch klar dafür sprechen,
dass wir nicht Übermenschen sind und uns die momentane Situation beunruhigen
darf. Wichtig ist einfach unsere Blickrichtung.
Aufgrund der Einschränkungen bei den grösseren
Veranstaltungen müssen auch die Kirchen kreativ werden. Einige führen statt
Gottesdiensten nun Gebetstreffen durch. Sie begrüssen das bestimmt…
Gottesdienste und Versammlungen können aufhören, aber das Gebet muss
weitergehen. Hier haben wir eine Verantwortung – jeder von uns. Die heutige
Zeit ist für mich ein Weckruf an uns Christen, uns auf das Wesentliche
auszurichten, was uns durch diese Zeit trägt: Jesus und meine Beziehung zu ihm. Leben wir in
einem Umfeld mit Freunden, treffen wir uns in kleineren Gruppierungen und
ermutigen uns gegenseitig zu unserer Verantwortung im Alltag. So nimmt die
Schlagkraft der Christen in unserer Nation zu. Eine Vernetzung von kleinen
Zellen kann man praktisch nicht zerstören. Ich habe absolut nichts gegen grosse
Gottesdienste oder Versammlungen, aber es darf nicht sein, dass wir davon
abhängig sind und völlig gelähmt sind, wenn sie nicht mehr stattfinden. Kurz –
ja ich begrüsse die Gebetstreffen und finde es auch cool, wie Gemeinden sich
über einen Stream ermutigen.
Gebet für die Schweiz, «24-7 Prayer» und diverse
Kirchen haben Gebetsaufrufe formuliert. Gibt es hier eine Einheit unter den
Christen, wofür man einstehen will?
Da habe ich mich wenig drum gekümmert, muss ich ehrlich sagen. Es gibt
sicher verschiedene Färbungen, doch was ich mitkriege, sind wir uns sicher
einig, dass wir überhaupt beten sollen und einstehen für die geschwächten und
gefährdeten Menschen in unserer Nation. Als 24-7CH wollen wir immer zu mutigen
und ehrlichen Gebeten motivieren. Es benötigt nicht den Profi im Gebet, sondern
es benötigt ein Volk, das mit seinem Vater redet und so vertraut ist mit ihm,
dass wir mutige Gebete sprechen können, die weit grösser sind als wir uns
vorstellen können. In einem sind wir sicher eins – Gebet darf nicht
verschwinden.
Zum Thema:
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Datum: 16.03.2020
Autor: Florian Wüthrich / Nora Baumgartner
Quelle: Livenet