Xavier Naidoo: Gläubig, aber nicht religiös

Religion ist für den Sänger Xavier Naidoo «furchtbar». Für ihn zähle viel mehr der persönliche Weg zu Gott. Das sagte der 38-Jährige in einem Interview mit dem «Kölner Stadtanzeiger».
Der Sänger Xavier Naidoo provoziert mit seinen Liedtexten, in denen es oft um seinen Glauben geht. (Foto: David Sommerhalder)

Naidoo, der in seinen Liedtexten oft religiöse Anleihen macht, ist einer der erfolgreichsten deutschen Popstars. Er wurde in Mannheim als Sohn einer Südafrikanerin und eines Vaters mit indischen Vorfahren geboren. Er wurde streng römisch-katholisch von Eltern erzogen, die ihrerseits von Nonnen grossgezogen wurden, wie er berichtet. Beide hätten «in puncto Kirchgang» grossen Druck auf ihn ausgeübt, sagte Naidoo in einem früheren Interview in der Zeitschrift «Max». «Deshalb suchte ich auch einen anderen Zugang zu Gott.»

Einen anderen Weg zu Gott gefunden

Gegenüber dem «Kölner Stadtanzeiger» sagte der Sänger nun: «Da ich überhaupt nicht religiös bin, fühlt sich der Begriff 'Religion' wirklich furchtbar an. Ich komme aus der katholischen Kirche, aber gerade die finde ich mit am erschreckendsten. Ich glaube an Gott und das ist meine Kraft und daher singe ich da öfter drüber. Die Leute schliessen meistens von Gott auf Religion oder erkennen Gott nur über Religion.»

Er selbst finde es befremdlich, wenn seine Texte im Religionsunterricht behandelt würden oder wenn Pfarrer seine Songs dazu benutzen, «um Gott reinzuinterpretieren»: «Immer dieser Religionsbezug - wenn man das irgendwann mal hinbekäme, dass man mich nicht mit Religion, sondern mit Glauben gleichsetzt. Ich achte und respektiere Religionen, aber ich habe einen anderen Weg zu Gott gefunden.»

«Eigentlich geht es um den Weg zu sich selbst»

Ihm sei es zudem egal, was er bei den Leuten auslöse. «In den Momenten, in denen ich schreibe, kann ich gar nicht anders. Ich plane meine Texte ja nicht, sondern es passiert einfach. (...) Ich versuche immer, den Weg zum Innern, zu Dir selbst zu beschreiben. (...) Vielleicht können manche Menschen, die gerade in einer Notsituation sind, über die Musik einen Weg zu sich selbst zu finden. Das ist das, was ich immer versuche zu zeigen.» Eigentlich gehe es ihm immer um den Weg zu sich selbst, so Naidoo.

Naidoo spaltet die Meinungen, besonders wenn um seine religiös klingenden Texte geht. Die einen fühlen sich von den Texten ermutigt, den anderen sind seine biblischen Anlehnungen vielleicht nicht eindeutig genug. Das Magazin «Stern» nannte Xavier Naidoo einen «Himmel-Stürmer», der «Spiegel» machte ihn zum «Jesus der Hitparaden». «Max» nennt ihn «Gottes PR-Agent No. 1» und sieht seinen Erfolg unter anderem in einer «haltlosen, sich nach Spiritualität sehnenden Generation».

Seine Alben heissen «Alles für den Herrn», «Führ mich ans Licht» oder sind Anagramme des Wortes «Zion». Im Lied «Der Geist ist willig» singt Naidoo: «Ich halt mich tagelang wach um in der Bibel zu lesen / Wenn ich mein Heil gefunden hab dann hab ich Zeit zum genesen». Weiter heisst es: «Gott, entreiss' mich meinen Feinden denn es zieht mich zu dir / Dein Weg ist mein Weg». In «Himmel über Deutschland» singt er: «Ich weiss, du bist bei mir, ganz egal wo ich bin, Vater verzeih mir für alle Schande, die ich bring».

Links zum Thema:
Interview im Kölner Stadtanzeiger 
Interview mit MAX online
«Ich habe keine Angst vor dem Tod»

Datum: 18.11.2009
Quelle: PRO Medienmagazin

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