Bob Dylan

Der «widerwillige Prophet» ist 70

Robert Allen Zimmermann wurde 70 – ungleich bekannter aber ist Zimmermann unter seinem Künstlernamen Bob Dylan. Der als Enkel jüdischer Immigranten im US-Bundesstaat Minnesota geborene Musiker brachte es mit sozialkritischen Liedern zu Weltruhm. Mehrere Jahre zeigte er sich betont christlich.
Bob Dylan

Vier Akkorde reichten, um einen der bekanntesten Songs der Geschichte zu schreiben: «Knockin' On Heaven's Door». Dabei war der Song ursprünglich nur eine Verzierung. Dylan schrieb ihn 1973 für eine Szene in dem Western «Pat Garrett And Billy The Kid», in der ein angeschossener Hilfssheriff mit Blick auf den Sonnenuntergang seinen Tod erwartet.

Elvis habe den Körper befreit, Bob Dylan den Geist, hat der Rockmusiker Bruce Springsteen einmal gesagt.

«Erschreckt nicht!»

«Erschreckt nicht, wenn nah und fern Kriege ausbrechen. Es muss so kommen, aber das ist noch nicht das Ende.» Dieses Bibel-Zitat aus Markus. Kapitel 13, Vers 7 findet sich in Dylans Antikriegslied «Let Me Die In My Footsteps» von 1963. Es ist typisch für Dylans endzeitliche Glaubensfragen ¬ und ist auch 48 Jahre später noch immer hochaktuell: Ein besonderer Reiz von Dylans Songs liegt in ihrer zeitlosen Gültigkeit.

Dylan hat seit seinen Anfängen in den 1960-er Jahren bis heute Texte mit moralischem und religiösem Anspruch geschrieben. Der profunde Dylan-Deuter Michael Gray sieht dabei seine «Sehnsucht nach Erlösung» zusammen mit Dylans Suche nach «moralischer Klarheit » als Leitmotiv in seinem gesamten Werk.

Mann mit Fehlern

Biblische Zitate finden sich denn auch schon in seinen frühen Protestsongs. In «The Times They Are A-Changin» (1964) werden zum Beispiel die Letzten wie in der Bibel die Ersten sein (Markusevangelium, Kapitel 10, Vers 31). Dylan selber war aber kein Heiliger. Sein Ringen bei der Umsetzung seiner Einsichten erinnert vielmehr an den Gegensatz von «Fleisch» und «Geist» bei Paulus: «Wir bringen es zwar fertig uns das Gute vorzunehmen; aber wir sind zu schwach es auszuführen» (Römer, Kapitel 7, Vers 18b).

Anlehnung ist geblieben

Wenngleich seine neueren Texte mehr indirekt über das Symbol «Liebe» auf christlichen Glauben hinweisen, berichteten Mitmusiker, dass sie mit Dylan vor Konzerten gebetet hatten. Und sein aktuelles Werk heisst bezeichnenderweise «Christmas In The Heart» (2009). Auch auf seinem ersten Nummer 1 Album seit 1976, «Modern Times» (2006), welches weltweit grösstenteils begeistert aufgenommen wurde, ist die Bibel präsenter als in den Werken davor: Vom Geist über den Wassern und dem Nächsten, den man lieben soll wie sich selbst bis zum Gebet, das nicht (sogleich) bewirkt, was man sich wünscht.

«Keine Religion gepredigt»

Seine intensive christliche Phase durchlebte der jüdisch aufgewachsene Dylan von 1979 bis 1981, als er sich zu Jesus bekehrte und sich taufen liess. Messerscharf war damals seine Kritik an einer oberflächlichen Religiosität. In Anlehnung ans Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 6 forderte er in einem Interview einen persönlichen Glauben: «Christus hat keine Religion gepredigt. Er predigte die Wahrheit, den Weg und das Leben.»

Dylan hat es jedoch abgelehnt, deswegen als Fundamentalist bezeichnet zu werden: «Ich war nie ein Fundamentalist ... das sind nur Labels, welche Leute einem anhängen.» Er wollte nicht auf eine bestimmte Rolle festgelegt werden. Seine religiöse Entwicklung verlief in Phasen: Dabei reifte er vom «unerbittlich Suchenden» und «widerwilligen Propheten» zu einem spirituellen Menschen, dem es «wohl ist in seiner Haut».

Abstürze, Glaube, Comeback

Allerlei Abstürze und Comebacks prägen seine weitere Karriere: 1965 der Auftritt beim Newport Folk-Festival, kurz darauf wird er bei einem Konzert in Manchester mit «Judas»-Rufen von der Bühne gejagt, ein Jahr später zieht er sich nach einem schweren Motorradunfall ins Privatleben zurück. Es folgen «Country-Phase», die Geburt seiner Kinder, seine Bekehrung zum christlichen Glauben, seine Alkohol-Phase und seine bis heute andauernde «Never Ending Tour».

In einen Kibbuz?

Zwischendurch besinnt er sich seiner jüdischen Wurzeln und hat, wie die «Jüdische Allgemeine» schreibt, sogar den Vorsatz, mit seiner Familie in ein Kibbuz zu gehen. «Ende der 1970er-Jahre folgt die nächste Einkehr: Die Konversion zum evangelikalen Christentum.» Die drei folgenden Alben spiegeln seinen radikalen Wandel wieder. Weil ein Teil seiner Lieder vom Glauben handelt, kehren ihm auch ein Teil seiner Fans den Rücken zu.

Dylan in China

Auf seinen über 100 Konzerten pro Jahr spielt der in Würde ergraute Sänger heute eine dylan-typische Melange aus Blues, Countryswing und Rockmusik. In diesem Frühjahr trat er gar in Peking auf, was ihm wieder harsche Kritik seiner Anhänger einbrachte. Denn auf seine Protestsongs wie «The Times They Are A-Changin» verzichtete Dylan in China.

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Datum: 25.05.2011
Quelle: Dienstagsmail / pro / epd / Jesus.ch

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