Wenn Gottes Liebe sichtbar wird

Cannabis zerstört - Gott erneuert

«Dies ist unser Garten. Da unten standen meine Cannabispflanzen. Ich war echt stolz. Sie waren mächtig gross!» Zum Trocknen hingen sie in Claudios Zimmer. Er zeigte die Fotos von seinem Chaos und der grünen Pflanze, die in seinem Giebelzimmer von der Decke hing. Claudio war Dealer. Drogen waren sein Leben. Konsumieren. Kaufen. Verkaufen. Alles drehte sich nur noch um dieses eine Thema. Seine Eltern wollten ihm helfen. Auch die Lehrer. Ohne Erfolg. Er machte immer weiter. Ruinierte sein Leben.
Der Ex-Dealer Claudio
Claudio auf einer Party.
Cannabispflanze
Claudio geniesst die Natur.

Claudio war noch ein Junge als er zu Haschen anfing. Ein kleines Bürschchen mit langen Haaren -- dreizehn Jahre alt. Er fand das Mass nicht. Haschte und rauchte immer mehr, probierte auch andere Drogen aus, dealte und stahl, damit er seinen masslosen Konsum stillen konnte. «Es gab wenige, die so viel haschten wie ich,» erzählt er heute, ohne damit zu prahlen. Denn er weiss, dass seine Sucht ihn und seine ganze Familie beinahe zerstört hätten.

Doch dann griff Gott in sein Leben ein, zeigte ihm, wie kaputt und elend sein Leben verlief. Er war gerade mal siebzehn Jahre alt, aber schon halb zerstört. Gottes Eingreifen brachte viele Veränderungen. Claudio begann zu leben. Es war ihm nicht mehr alles egal, wie in den Jahren als er ständig mit Haschisch vollgepumpt war.

Er lernte sich selber kennen. Er lernte eigene Entscheidungen zu fällen. Er verbrachte wertvolle Zeit mit seinem Vater und mit Freunden, die zu ihm standen. Jesus wurde ihm zu einem engen Freund, mit dem er alles besprechen kann.

Es ist ein Wunder, dass heute ein gesunder, junger Mann mit Ausstrahlung über seine Vergangenheit als «Drögeler» und Dealer berichten kann. «Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe ein Neues ist geworden.»Es gibt die zweite Chance!»

«Ich war dreizehn, als wir in unser Haus an der Grüningerstrasse einzogen. Es war nicht einfach, neue Freunde zu finden. Am sympathischsten waren die Jungs mit den Joints. Die sprachen mit mir. Sie waren offen, kollegial, irgendwie anders als die anderen.

Aber eigentlich begann alles viel früher. Schon im Kindergarten fing ich an zu stehlen. Ich war als Kleinkind ein fröhlicher Junge, aber irgendetwas in mir reagierte schon früh suchtartig. Was ich haben wollte, das besorgte ich mir. Und ich konnte nicht so schnell genug bekommen!

Später ging ich statt ins Karate in die Stadt. Meine Eltern wussten nichts davon. Ich besorgte mir immer wieder Dinge, die ich mir nicht leisten konnte. Dann musste ich mir eben Geld beschaffen oder die Dinge mitlaufen lassen.

Mit der Zeit war ich voll dabei

Ich rauchte Haschisch und Zigaretten. Im Garten pflanzte ich Cannabis. Richtige Prachtkerle waren meine Stauden. Mehr als zwei Meter hoch! Sie hingen zum Trocknen in meinem Zimmer. Meine Eltern versuchten alles. Sie sprachen viel mit mir. Sie liessen sich beraten.

Es brachte nichts! Cannabis, Pilze, Alkohol, Pillen... Ich probierte alles aus. Mittelmässigkeit mag ich nicht. Nur wenige rauchten so viel wie ich. Beim Aufstehen, vor der Schule, in der Pause, über den Mittag, am Nachmittag und am Abend erst recht.

Mein Vater ist Pfarrer, Spitalseelsorger. Aber mit meiner Sucht war er überfordert. Alle waren überfordert. Die ganze Familie und die Schule. Meine Lehrer hätten mich von der Schule schmeissen können. Aber sie setzten sich immer wieder für mich ein. Einmal war es der eine Lehrer, dann wieder der andere. Warum weiss ich auch nicht. Ich beendete die Sekundarschule. Ein kleines Wunder.

Dann begann ich die Lehre als Landschaftsgärtner. Das war ganz schön hart. Viertel vor sechs aufstehen. Bis am Abend arbeiten. Es war ein heisser Sommer und ich ein zarter Junge. Die rauhe Männerwelt setzte mir zu. Abends um Sieben fiel ich todmüde ins Bett. An den Wochenenden ging dann die Post ab.

Ich habe viele zum Drogenkonsum verleitet. Das tut mir heute leid. Ich besorgte ihnen, was sie brauchten. Wir sassen stundenlang zusammen. Abwechselnd machten die Wodkaflasche und der Joint die Runde. Alle waren aufgestellt. Die Welt war uns egal. Wir lachten viel.

Es war immer ein Gehen und Kommen. Ich sass mitten in der Clique umgeben von Freunden und Cannabisduft. Dennoch war ich ganz einsam, schrecklich einsam! Ich konsumierte Unmengen.

Meine Leistung bei der Arbeit war mangelhaft. Doch im Nebenerwerb war ich ein kleiner Geschäftsmann. Abnehmer gab es genügend. Cannabis war ja beinahe legal geworden. Drogen waren mein ganzes Leben. Die Schule und später die Lehrstelle waren mir egal.

Drogenstrudel

Plötzlich hatte ich Angst. Ich hatte Halluzinationen, glaubte, jeder auf der Strasse könne durch mich  hindurchsehen. Ich war mir sicher: Die wissen meine ganze Geschichte. Die wissen alles. Ich sah Menschen mit langen Strahlenaugen. Es war grausam. Aber ich machte weiter. Ich konnte nicht stoppen. Ich wollte auch nicht.

Natürlich sprachen wir in der Clique auch darüber, dass Drogen nicht gut sind. Wir wussten es alle. Aber es war uns egal. Haschern ist sowieso alles egal. Sie verlieren den Bezug zur Realität. Ich wusste nicht, wer ich war. Ich war mir fremd. Das Leben war ein Traum. Ich lebte einfach so von Ereignis zu Ereignis.

Am Donnerstag vor Ostern lag ich völlig apathisch auf meinem Bett. Ich reagierte nicht, wenn man mit mir sprach. Die Eltern fuhren mit mir in die Klinik. Ich bekam Medikamente, sollte eigentlich in die Psychiatrische Abteilung eintreten, wollte aber nicht. Meine Eltern nahmen mich mit nach Hause. Mir ging es mies. Ich lag da, ohne die Welt um mich herum richtig wahrzunehmen.

In der Nacht vor Ostern wurde es immer schlimmer. Ich hatte Wahnvorstellungen. Um mich tobte ein Kampf. Ich sah Menschen mit den Strahlenaugen auf mich zukommen. Ihre Blicke  durchbohrten mich. Ich hatte grauenvolle Angst und wusste nicht, was ich tun sollte. Gegen Mitternacht hielt ich es nicht mehr aus. Ich brauchte irgendwie Schutz und Geborgenheit. Ich konnte  nicht mehr allein sein.

Ich torkelte zu meinen Eltern. Sie schliefen. Auf der Treppe in den unteren Stock lief plötzlich ein Film vor meinen Augen ab. Szenen aus meinem Leben. Szenen aus der  Kindheit, Bilder aus der Drogenszene. Mir wurde plötzlich klar, wie viel ich verbockt hatte: Mein Leben, meine Familie, Freunde. Menschen, die ich in den Drogenstrudel mit hineingezogen hatte.

Es tobte ein fürchterlicher Kampf um mich herum. Aber in der Mitte gab es - wie bei einem Wirbel - einen Ort ohne Bewegung. Der Kampf war um mich herum. Ich blieb unversehrt. Es muss grausam gewesen sein für meine Eltern, mich in diesem wahnsinnigen Zustand zu sehen. Ich bat sie, mir all meinen Mist zu vergeben. Was sollten sie mir glauben? Was sollten sie tun?  Sie waren überfordert. Ein wahnsinniger Sohn im Zimmer, der um Vergebung bittet!

Mein Vater betete laut. Ich hörte seine Stimme: Hebräisch? Es klang für mich wie Hebräisch. Seine Stimme  wirkte beruhigend. Der Kampf näherte sich dem Ende. Wie lange er gedauert hat, weiss ich nicht. Zu wirr war mein Verstand.

Ruhe erfüllte das Schlafzimmer. Eine unbeschreibbare Ruhe und  Geborgenheit. Ich wusste: «Nun beginnt etwas ganz Neues. Alles wird wieder gut.» Mir war klar, dass ich keine Drogen mehr konsumieren würde. Ich wusste, nun wird sich alles ändern.»

«Gott redete mit mir!»

«Am nächsten Tag war die Gewohnheit dann doch zu gross. Ich zog an meinem Joint. Er schmeckte fürchterlich. Mir war ganz übel. Das war's. Es war vorbei. Gott hatte gesiegt!

Später habe ich es noch zwei Mal probiert -- fürchterlich! Es ist definitiv vorbei. Drogen gehören nicht mehr zu mir. Mein Leben hat neu begonnen.

Danach begann die Heilung. Ich war völlig kaputt. Meine Seele und mein Körper. Ich kam in psychiatrische Behandlung. Reize konnte ich nicht ertragen. Keinen Radio, keinen Fernseher.

Ich ging oft hinaus in die ruhige Natur. Spazieren war heilsam. Vieles musste heilen. Meine Eltern und die ganze Familie halfen mir sehr. Auch zwei Freunde verzichteten auf Vieles, damit sie mit mir Kaffee trinken und reden konnten.

Arbeiten konnte ich lange  nicht. Dann fiel ich auch noch in eine starke Depression. Ich war völlig erschöpft. Zwei Wochen lang schlief ich fast rund um die Uhr. Kaum war ich wach, brauchte ich wieder ein Schläfchen. Jesus wurde mir immer wichtiger.

Ich hatte viele Gespräche mit unserem Jugendbetreuer der Kirchgemeinde. Zwei bis drei mal in der Woche spazierten wir gemeinsam Wiesen, Wäldern und  Feldern entlang. Manchmal sprachen wir, oft schwiegen wir. Ich kann mich kaum noch erinnern. Ich wusste einfach, dass alles gut kommen wird.

Dann begann ich immer mehr zu lesen. Lesen hatte nicht die unerträglichen Reize, wie TV und Radio. Ich wollte herausfinden, wer ich war. Ich wollte meinen Charakter kennen lernen. Ich las Typographien und psychologische Bücher. Ich las viel in der Bibel. Die meisten Geschichten kannte ich ja schon. Aber für mich waren sie wie Märchen. Geschichten, die nichts mit meinem Leben zu tun hatten.

Doch nun begann die Bibel an mir zu arbeiten. Ich erkannte Grundsätze und Prinzipien, die mit dem Leben sehr wohl etwas zu tun haben. Es wurde mir immer mehr bewusst, wie Gott mich in der ganzen Zeit nicht losgelassen hatte.

Er war da. Der ruhige Punkt im Wirbel meines Lebens war Gottes Gegenwart. Nun begann ich auf seine Liebe zu reagieren. Seine Worte in der Bibel wurden immer lebendiger. Gott redete mit mir!

Die «Auferstehung»

Von der Ärztin der Psychiatrie lernte ich eigene Entscheidungen zu fällen. Sonst verstand sie mich oft nicht. Sie konnte nicht begreifen, was ich mit diesem Jesus hatte. Aber Jesus ist für mich sehr wichtig geworden. Es kam mir vor, wie wenn ich damals zusammen mit ihm Karfreitag und Ostern erlebt hätte. Der frühe Ostermorgen im Zimmer meiner Eltern ist das grösste Ereignis meines Lebens.

Dort erlebte ich meine «Auferstehung». Ein ganz neues Leben begann. Der alte Pfusch war vorbei. Es wurde nicht alles plötzlich verändert und gesund. Die Heilung brauchte Zeit. Verhaltensmuster tauchen wieder in veränderter Form auf. Mein Leben hat eine starke Suchttendenz.

Das kann ich nicht verdrängen. Es ist zu offensichtlich. Ich muss aufpassen. Dazu kommt noch der Hang, alles zu übertreiben. Wenig ist mir selten genug.

Du siehst es auch wieder hier am Büchergestell: Ich kaufe mir nicht nur ein Buch. Ich kaufe mir Reihen. Aber mit den Drogen ist es vorbei. Viereinhalb Jahre bin ich nun frei. Durch Jesus, der für mich starb und auferstand. Er hat die Grundlage dazu geschaffen, dass ich wieder neu beginnen konnte.

Er hat mir vergeben. Ich rede viel mit ihm. Ich bespreche alles mit ihm, bevor ich handle. Ich höre nicht immer gleich seine Stimme, die sagt: «Das ist gut, das ist der richtige Weg.»

Oft ist es einfach ein Eindruck, eine Intuition, dann weiss ich, dass ich auf dem richtigen Weg unterwegs bin oder eben nicht. Gott korrigiert mich. Manchmal sind es Menschen, die zu mir reden, unterschiedliche Menschen, die einander nicht kennen und doch denselben Eindruck für mich haben.

Immer wieder sind es Texte der Bibel, die zu mir sprechen. Ich lese einen Text und plötzlich spricht ein Vers zu mir, wie wenn er direkt für mich geschrieben worden wäre.

Nun sind es mehr als vier Jahre her. Ich bin wieder fröhlich und kann viel lachen. Manchmal erlebe ich melancholische Tage. Aber es geht mir gut. Ich habe viel dazugelernt. Ich kenne mich gut.

Manchmal beschäftigt mich die Frage, warum mein Leben diesen Lauf genommen hat. Warum ich schon als Kind suchtartig gehandelt habe und warum ich oft so übertreibe. Ich habe noch keine endgültigen Antworten gefunden. Es war einfach mein Leben. Ich kann es nicht rückgängig machen.

Ich erlebe immer wieder, wie Gott an mir wirkt. Wie er mich Schritte vorwärts bringt. Am Anfang waren es oft nur kleine Schritte, manchmal gab’s einen zurück. Aber dennoch: Mein Leben ist wie ein wahrgewordener Traum. Jesus hat mein Leben völlig verändert.

Ich musste auch selber einiges in Ordnung bringen: Geld zurück bringen in den Laden usw. Das waren keine einfachen, aber gute Erfahrungen. Vieles kann ich nie mehr gut machen. Da muss ich ganz aus der Vergebung leben. Jesus hat mir all meinen ‘Mist’ vergeben, dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Kontakte zu meinen früheren Kollegen habe ich nur wenige. Viele hielten mich für verrückt. Sie dachten, ich sei übergeschnappt. Aber einige gute Gespräche hatte ich dennoch. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass die Menschen um mich herum Gott auch so genial erfahren können.


Diesen Text hat uns freundlicherweise textlive.ch zur Verfügung gestellt.

Jesus kennen lernen

Datum: 05.09.2011
Quelle: Textlive

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