Roboter und Rassenhunde gegen Landminen
Die technisch versierte Equipe um Mitgründer Frédéric Guerne von «Digger» hat sich zur Aufgabe gemacht, die todbringenden Sprengkörper zu entfernen und dafür effiziente Roboter zu entwickeln und einzusetzen – alles für eine friedlichere Welt.
Die Stiftung Digger ist sehr breit aufgestellt und hat namhafte Unterstützer wie Didier Cuche, die Prinzessin von Kambodscha, Adolf Ogi, den Direktor von Longines und viele mehr. Und tatkräftig im Kampf gegen Landminen sind sogar Hunde.
Der Ingenieur Frédéric Guerne liebt es, mit Leuten diverser Weltanschauungen zusammen zu arbeiten, doch ist es ihm auch ein Anliegen, wie christliche Berufsleute, gerade in technischen Bereichen, Gott in ihre Arbeit hineinbringen können. Das Wichtigste sei, so Guerne, dass man vor allem die Liebe füreinander habe!
Land-, See-Minen und Antipersonen-Minen
Es handelt sich um ein internationales Unternehmen, das im ländlichen Tavannes beheimatet ist. Sie sind Spezialisten im Technikbereich und haben hochpräzise Maschinen im Einsatz. Ein «Digger D-250», zum Beispiel, ist sechs Meter lang und ähnelt einer gepanzerten Strassen-Wischmaschine. Graben sich vorne die Hämmer in die Erde und stossen auf eine Landmine, dann lässt er diese explodieren. Doch der Digger hält das aus, das ist seine Aufgabe.
Für die Minenräum-Hunde (wie zurzeit in Kambodscha) hat die Firma ein GPS-System entwickelt, das nach dem Aufspür-Job der Hunde die genaue Ortung übernehmen kann. So muss der Hund nicht ganz nah ran und kann auf sicherer Distanz bleiben. Den Rest übernehmen die Maschinen.
Nebst den erwähnten Landminen gibt es auch Seeminen. Landminen, auch Tretminen genannt, sind Antipersonen-Minen.
Livenet war im Gespräch mit Frédéric Guerne, Ingenieur und Mitgründer der Stiftung.
Wie kamen Sie auf die Projekt-Idee?
Frédéric Guerne: Als junger Ingenieur arbeitete ich in der Industrie,
was ich sehr liebte. Aber voilà, ich hatte es wirklich auf dem Herzen, meine
Kompetenzen als Ingenieur zu nutzen, und zwar im Dienste für die Ärmsten. Ich
hatte die Überzeugung, wenn mir Gott diese Fähigkeiten und Leidenschaft gab,
dass er mir auch einen Weg zeigen konnte, auf dem ich damit meinem Nächsten helfen
könnte. Eines Tages erzählte mir ein Arbeitskollege von
einer Reise in Vietnam, wo er «Minen-Entferner» bei der Arbeit sah. Er fand das
so verrückt, wie gefährlich das für ihre Hände war und noch weitere Risiken bestanden.
Als ich ihn reden hörte, wusste ich augenblicklich, dass dies für mich war; wie
ein Elektro-Schock. Und seit diesem Tag mache ich alles, um einen Weg zu
finden, mich diesem Anliegen zu widmen.
Welches sind Ihre aktuellsten Errungenschaften?
Wir haben ein System entwickelt, das es erlaubt, die
Maschinen aus sicherer Distanz zu steuern, indem wir mit Virtual Reality-Brillen
arbeiten. Das ermöglicht uns beispielsweise, Städte zu entminen, aber wir
können auch bereits vorhandene Maschinen umrüsten oder sogar in der Schweiz Bauarbeiter
damit versorgen, die in sehr gefährlichen Bereichen, auf riskanten Baustellen
arbeiten müssen.
Wie hat Ihre christliche Weltanschauung Einfluss
auf die Arbeit?
Da wir in vielschichtigen Projekten und Kontakten
stehen, arbeiten wir mit einer politisch und religiös neutralen Haltung. Das
Unternehmen hat eine gemischte Mitarbeiterschaft. Doch sind es einige
Mitarbeiter, die meine christlichen Überzeugungen teilen.
Was war Ihr eindrücklichstes Erlebnis?
Wir waren daran beteiligt, ein Projekt in Mosambik
umzusetzen. Dieses Land war eines der ärmsten, das extrem viele Minen auf seinem Gebiet hatte. Dies hatte die Bevölkerung stark beeinflusst, vor allem auf dem Land. Sie waren bereits 17 Jahre am Entminen, was jedoch
nur sehr langsam vorwärts ging, weil alles von Hand gemacht wurde! Als wir
ihnen eine unserer Maschinen anbieten konnten, ging alles plötzlich viel
schneller und innert nicht mal zwei Jahren war das Land ganz und gar entmint! Dies war auch für uns ein unglaubliches Ergebnis.
Wie sehen Ihre Zukunftsideen aus?
Wir hoffen in den nächsten zehn Jahren, dass wir
endlich die Mienenräumung auf der ganzen Erde erreichen; auch wenn es noch enorm
viel zu tun gibt, aber wir müssen darauf hin arbeiten und den nächsten Schritt
gehen. In den 22 Jahren, seit wir uns dafür engagieren, haben wir in 16 Ländern sehr viel
gelernt. Unsre Spezialität ist es, für Leute
Lösungen zu entwickeln, die es ihnen erlauben, in gefährlichen Gebieten zu arbeiten.
Tja, auf diesem Niveau gibt's noch enorm viel zu tun. Wir können Gift
wegschaffen, auf gefährlichen Baustellen arbeiten oder anderes, und wir sind
die Spezialisten, die verhindern, dass Menschen dabei umkommen.
Zur Person:
Wohnort: Courtelary,
im bernischen Jura
Familie: Verheiratet mit Béatrice und Papa von Jonathan und Lydie
Beruf, Ausbildungen: Ingenieur ETS auf Elektronik
Alter: 51 Jahre
Hobbys: Bier-Brauen
Ausflugstipp: Besuch einer interaktiven Ausstellung und weitere Infos
Zum Thema:
Um Menschenleben zu retten: Israelis entwickeln Bakterien, die Landminen finden
Aktuelle Stimme aus Moria: Würdevolles Zusammenleben ist möglich
Auszeichnung für Tony Rinaudo: Er bringt die Wüste zum Spriessen
Datum: 11.12.2020
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet