Das Neue Testament

neues testament

Die Evangelien

Die Evangelien sind sicher der bekannteste Teil der Bibel; doch nur einige Christen begreifen ihre Reichweite und wozu sie uns gegeben sind.

Diese Bücher machen nicht den Versuch, uns eine lückenlose Lebensbeschreibung Jesu zu geben; das wäre auch unmöglich (Joh. 21,25). Mit Ausnahme von fünf Kapiteln befassen sie sich nur mit den letzten drei Jahren seines Lebens (84 von 89). Achtundzwanzig Kapitel sind den zehn Tagen zwischen Seiner letzten Ankunft in Bethanien und Seiner Auferstehung gewidmet (28 von 89).

Manche Ereignisse finden sich in einem, in zwei oder drei Evangelien. Die Speisung der 5 000 kommt in allen vier vor.

Die Geschehnisse werden auch nicht immer in der gleichen Reihenfolge erzählt. Einige folgen Chronologisch - das heisst, sie werden in zeitlicher Abfolge berichtet.

Dispensational - wie in Matthäus 8,1-17. Da ist von vier Wundern die Rede. Das erste, bei dem Jesus leiblich gegenwärtig ist, beschreibt Ihn auf Erden, wo Er den Kranken aus dem Hause Israel dient. Bei dem zweiten ist Er nicht gegenwärtig, doch heilt Er einen Heiden. Bei der Heilung der jüdischen Schwiegermutter des Petrus ist Er anwesend. Später heilt Er die Volksmenge. Diese vier Wunder weisen sehr schön hin auf den Dienst des Herrn auf der Erde, dann auf Sein heilendes Werk in der Gnadenzeit, danach auf die Wiederherstellung Israels bei seinem zweiten Kommen, und schliesslich auf Seinen Dienst im Tausendjährigen Reich.

Moralisch oder geistlich - Matthäus 9,23-26. Die Tote ist auferstanden, die Augen der Blinden öffnen sich, stumme Lippen werden zum Zeugnis geöffnet. Ist das nicht die Reihenfolge bei der Bekehrung eines Menschen?

Im Johannes-Evangelium führen die Ereignisse immer zu einer Rede oder Bemerkung des Herrn. So bringt z.B. der Besuch der Griechen in 12,20-26 den Herrn zu den Aussagen über das Weizenkorn, das sterben muss, damit Frucht entsteht.

Jedes Evangelium ist dazu bestimmt, den Herrn von einer anderen Seite betrachten zu können:

EvangeliumJesus als BildFarbe
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
König
Knecht
Mensch
Gott
Löwe
Ochse
Mensch
Adler
Purpur (Ri. 8,26)
Karmesin (Ps. 22,6)
Weiss (Offb. 19,8)
Blau (1. Mo. 24,10)


Es gibt noch zwei andere Weisen, die Evangelien zu unterscheiden:

Der Heilige Geist ordnete das Material auf dieser Grundlage; es bestand keinerlei Möglichkeit, dass menschliche Schreiber dies so hätten zusammenstellen können, um eine vierfache Präsentation des Herrn herauszubringen, wie sie dann Jahrhunderte später in den Evangelien verwirklicht wurde. So finden wir zum Beispiel bei Markus und Johannes keine Geschlechtsregister. Für einen Knecht hätte das nicht gepasst, und für den ewigen Gottessohn gibt es keines. Aber es ist sehr wichtig für einen König (Matthäus) und für den Sohn des Menschen (Lukas).

Manchmal ist ein scheinbar gleiches Ereignis in zwei Evangelien tatsächlich etwas ganz Unterschiedliches. Die Reinigung des Tempels in Johannes 2,13-25 fand am Anfang des öffentlichen Wirkens des Herrn statt, während diejenige aus Markus, Lukas und Matthäus an deren Ende geschah.

Unterschiede in den Evangelien-Erzählungen bilden keinen Widerspruch. Manchmal ergänzen sie sich nur. Um zum Beispiel die vollständige Überschrift am Kreuz des Heilands zu erhalten, muss man die Angaben aus allen vier Evangelien kombinieren. Dann erhält man: "Dieser ist Jesus von Nazareth, der König der Juden."

Die Unterschiede sind stets kennzeichnend und bedeutungsvoll. So ist Jesus zum Beispiel in Matthäus 10,24 der Lehrer und Herr, und wir sind die Jünger und Diener. Im entsprechenden Abschnitt in Lukas 6,40 sind wir die Lehrer, die versuchen, einem Jünger etwas beizubringen. In Matthäus 7,22 wiederum beteuern Ungläubige, dem König gedient zu haben, während sie in Lukas behaupten, dem Menschen Jesus Christus nachzufolgen. In der Geschichte von den 99 Schafen in Matthäus 18,12-13 wird die Fürsorge des Herrn gegenüber den Geringen hervorgehoben, während in Lukas 15,4-7 die Pharisäer verurteilt werden, die keine Busse nötig zu haben meinten. Uns scheint, dass Menschen, die "Evangelien-Harmonien" verfassen, nicht recht verstanden haben, weshalb die Unterschiede eigentlich sind. Nicht die Ähnlichkeiten, sondern die Unterschiede sind von Bedeutung.

Der Heilige Geist wiederholt sich niemals unnötig.
Der Dienst des Herrn in Judäa dauerte etwa ein Jahr (Joh. 11,54).
Sein Dienst in Galiläa dauerte ungefähr ein Jahr und neun Monate (Mt. 4,12 - 18,35; Mk. 1,14 ?-9,50; Lk. 3,19 - 9,50; Joh. 5,1 - 10,21).
Sein Dienst in Peräa dauerte vier oder fünf Monate (Joh. 10,40 - 11,57).

Die ersten drei Evangelien werden die Synoptiker (gr.: Zusammenseher) genannt, weil sie im Grossen und Ganzen von den gleichen Dingen sprechen.

Das Evangelium des Johannes nennt man autoptisch (gr.: selbst erschaut). Mehr als 90% des Materials kommt nur hier vor.

Ausser bei Johannes sind die Evangelien nicht so sehr eine Darstellung des Erlösungsweges, sondern vielmehr ein historischer Bericht der Ereignisse, die zur Erlösung führten. Natürlich finden sich überall einzelne Verse, die das Heil durch den Glauben an Christus lehren; aber man muss schon bis zum Römerbrief warten, um die Lehre von der Erlösung dargestellt zu bekommen.

Wie ist die Ölbergrede zu verstehen?
Angenommen, wir würden Matthäus 24 und 25 zum ersten Mal lesen. Wir wären erschüttert von den dort beschriebenen dramatischen Ereignissen, gleichzeitig bliebe uns vieles höchst geheimnisvoll. Alle möglichen Fragen nach dem Wer?, Wann? und Wie? schössen uns durch den Sinn.

Es gibt vier Hauptschlüssel, die uns diese Rede erschliessen.

1. Diese Rede hat mit Israel und nicht mit der Kirche zu tun. Tatsächlich wird die Kirche in der Ölbergrede nicht einmal erwähnt. Beachte die Hinweise auf das Judentum: Die heilige Stätte ist der Tempel in Jerusalem (24,15); Judäa (24,16); auch sollten sie bitten, am Sabbat keine weiten Märsche machen zu müssen (24,20).

Lass dich nicht verwirren durch die Erwähnung der "Erwählten" (4,22.24.31). Dies bezieht sich auf die Erwählten aus dem Judentum während der Drangsalszeit. Die Erwählten aus der Zeit der Kirche sind dann schon in den Himmel entrückt.

Genauso sind die "Brüder" in 25,40 die jüdischen Brüder des Herrn.

2. hat diese Rede mit Zukunftsprophetie zu tun, nicht mit geschichtlichen, innerweltlichen Ereignissen, mit der Drangsalszeit (24,4-28), mit dem Zweiten Advent (24,30) und mit dem Gericht über die Völker (25,31-46)

3. Das in der Ölbergrede erwähnte Evangelium ist das Evangelium des Reiches (24,24), nicht das Evangelium der Gnade Gottes.

Dies steht nicht im Widerspruch damit, dass es nur ein Evangelium gibt - die Errettung aus Glauben an den Herrn; aber es gibt verschiedene Bedeutungsschwerpunkte und unterschiedliche Aufgaben für das Evangelium in den verschiedenen Zeitabschnitten. Zur Zeit des Alten Testaments wurden die Menschen errettet, wenn sie der jeweiligen Gottesoffenbarung glaubten, der sie teilhaftig wurden. Heute werden wir durch den Glauben an Christus gerettet und haben die Verheissung, dass Er uns in den Himmel bringen wird, wenn Er wiederkommt. Während der Drangsalszeit wird die Betonung auf Folgendem liegen: "Glaubt an den Herrn Jesus Christus, und ihr werdet errettet, und wenn Er wiederkommt, werdet ihr mit Ihm das Reich ererben." Das ist das Evangelium, die gute Nachricht des Reiches.

4. Diese Rede hat mit Christi Kommen als König zu tun, nicht mit der Entrückung. Dieser werden kosmische Umwälzungen vorausgehen, und sie wird von schrecklichen Gerichten begleitet sein, während von der Auferstehung fast gar nicht gesprochen wird. Vor der Entrückung werden keine Zeichen am Himmel erscheinen, ebenso wenig die deutlichen Gerichte. Dagegen ist bei der Entrückung die Auferstehung eins der wichtigsten Ereignisse.

In 24,40-41 werden jene, die "weggenommen werden", im Gericht dahingerafft. Jene, die "gelassen werden", gelangen in das Reich. Bei der Entrückung der Kirche geschieht genau das Gegenteil. In 25,13 sind die törichten Jungfrauen bekennende Juden, die niemals wahrhaft wiedergeboren waren. Die klugen Jungfrauen sind gläubige Juden, die in das Hochzeitsfest zur Zeit des Zweiten Advents eingehen.

Obwohl die Auslegung der Ölbergrede von Israel und den Völkern handelt, bedeutet dies nicht, sie habe für uns heute keine Botschaft. Sie sagt uns, dass wir in den letzten Tagen leben. Das Kommen des Herrn ist nahe, so dass wir wachsam und in Erwartungshaltung sein und noch aktiv das Evangelium ausbreiten sollten, damit die Menschen vom kommenden Zorn Gottes errettet werden.

Bibeln mit roten Buchstaben
Ein abschliessendes Wort! Bibeln, in denen die Reden Jesu mit roten Lettern gedruckt sind, bergen eine Gefahr in sich: Sie können den Eindruck vermitteln, Seine Worte seien wichtiger und tiefer inspiriert als die anderen Texte. In Wirklichkeit gibt es aber keine mehr oder weniger inspirierten Worte. Die Bibel ist von Anfang bis Ende inspiriert. (Wenn du natürlich gerade über die Worte des Herrn Jesu gesondert arbeitest, kannst du sie rot gedruckt viel leichter auffinden.)

Die Apostelgeschichte

J.B. Phillips nannte sie: Die junge Kirche am Werke. Das ist ein guter Titel, und wir wünschten, dass wir immer daran dächten. Das Buch wurde auch Das Wirken des Heiligen Geistes genannt, womit es auch sehr schön beschrieben wird.
Die Berichte umfassen einen Zeitraum von etwa 34 Jahren - von der Himmelfahrt Christi bis zur ersten Verhaftung des Paulus, 30 - 63 n. Chr.
Petrus ist die Hauptperson in den ersten zwölf Kapiteln. Danach tritt Paulus in den Mittelpunkt. Der Text gibt nicht vor, eine lückenlose Biographie zu liefern. Stattdessen zeigt er einzelne, vom Heiligen Geist ausgewählte Ereignisse, um die geistliche Entwicklung der frühen Kirche aufzuzeigen.

Einige der wichtigsten Abschnitte sind folgende:

30 - 37 n. Chr. Von der Himmelfahrt Christi bis zum Märtyrertod des Stephanus (Kap. 1 - 8)
37 - 40 n. Chr. Von der Bekehrung des Paulus bis zu seinem ersten Besuch in Jerusalem (Kap. 9)
40 - 42 n. Chr. Von der Bekehrung des Cornelius bis zur Ankunft des Paulus in Antiochien (Kap. 10 - 12).
44 n. Chr. Vom Märtyrertod des Jakobus bis zum Tod des Herodes (Kap. 12).
45 - 47 n. Chr. Die erste Missionsreise des Paulus (Kap. 13 - 14).
48 n. Chr. Zeitraum zwischen den Missionsreisen, einschliesslich des Konzils in Jerusalem (Kap. 15).
50 - 54 n. Chr. Die zweite Missionsreise des Paulus (Kap. 16 - 18).
54 - 58 n. Chr. Dritte Missionsreise (Kap. 19 - 21).
58 - 60 n. Chr. Die Gefangenschaft des Paulus in Cäsaräa (Kap. 22 - 26).
60 - 63 n. Chr. Die Reise des Paulus nach Rom und die dortige Gefangenschaft (Kap. 27 - 28).

Die Apostelgeschichte ist die Geschichte der Erfüllung des Befehls Christi, das Wort zuerst den Juden und danach den Heiden zu verkündigen (1,8). Die Hörerschaft in den ersten Kapiteln ist jüdisch; doch als sich die Mehrheit des alten Gottesvolkes hartnäckig weigerte, die Botschaft anzunehmen, wendete sich das Evangelium nach aussen, zu den Heiden. Dieser Bruch mit Israel wird sehr deutlich in 28,28 beschrieben.

Man sagt auch, dies Buch beschreibe eine Überleitung, die von der Zeit des Gesetzes zur Ära der Kirche, vom Judentum zum Christentum hinüberführt.

Empfang des Heiligen Geistes
In der Apostelgeschichte kommen vier Gruppen vor, die den Heiligen Geist empfangen, und bei allen ist die Reihenfolge der Ereignisse eine andere:

1. In Apostelgeschichte 2,38 empfangen Juden den Heiligen Geist, nachdem sie Busse getan hatten und getauft worden waren.

2. In Kapitel 8,6 und 12 - 17 empfangen Samariter den Heiligen Geist, nachdem sie geglaubt hatten (Vers 6). Sie wurden getauft (Verse 12 und 16) und die Apostel legten ihnen die Hände auf (Vers 17).

3. In Kapitel 10,44-48 empfangen Heiden den Heiligen Geist, nachdem sie geglaubt hatten (Verse 43-44). Danach wurden sie getauft (Verse 47-48).

4. In Kapitel 19,1-6 glaubten einige Jünger des Johannes (Vers 4), dann wurden sie getauft (Vers 5), und als danach Paulus ihnen die Hände aufgelegt hatte (Vers 6), empfingen sie den Heiligen Geist (Vers 6).

Die heute stattfindende Reihenfolge ist die dritte: Glaube - Empfang des Heiligen Geistes - danach die Taufe.

Die Apostelgeschichte und die Errettung heute
Zur Wiederholung: Die heute gültige Reihenfolge finden wir im 10. Kapitel. Da Israel beiseite gesetzt ist, richtet sich das Evangelium vor allem an die Heiden. Die Reihenfolge ist 1. Glaube, 2. Empfang des Heiligen Geistes und danach 3. die Wassertaufe. Was ist mit den Juden, die jetzt gläubig werden? Die Reihenfolge ist für sie dieselbe, weil Israel als Nation zurzeit beiseite gesetzt worden ist. So gilt für sie jetzt Römer 3,22b: "Denn es ist kein Unterschied."

Die Souveränität des Geistes
Eine der Schlüssel-Lehren der Apostelgeschichte ist die Souveränität des Heiligen Geistes. Er handelt wie es Ihm gefällt, und man kann Ihn nicht einengen. Er ist unendlich variabel in der Wahl Seiner Methoden, und es ist ein Fehler, Ihn auf bestimmte Verhaltensmuster festlegen zu wollen. Die Symbole des Geistes - Wind, Odem, Wasser, Feuer, Wolken - sind fliessend und unvorhersagbar. Genauso ist der Heilige Geist in der Apostelgeschichte.

Die Briefe

Einer der wichtigsten Schlüssel zum Verständnis der Briefe ist die Unterscheidung zwischen dem, was die Stellung und dem, was die Praxis des Gläubigen betrifft. Wenigstens drei Briefe (Römer, Epheser, Kolosser) sind so unterteilt. Die ersten Kapitel beziehen sich auf die Stellung, die folgenden auf die Praxis.

Ein Schlüsselwort, das unsere Stellung beschreibt, lautet: "in Christus". Manchmal wird dafür auch "in dem Herrn" gebraucht.

Unterscheide stets zwischen dem, was grundlegend und dem, was nicht existenziell ist! In Römer 14,5 sagt Paulus: "Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt!" und meint damit, die vorliegende Angelegenheit sei Sache persönlicher Entscheidung; es gibt hier also Spielraum für unterschiedliche Ansichten. So spricht der Apostel aber nie von den Grundlagen des Glaubens, sondern von Dingen, die moralisch neutral sind, das heisst von geringfügigeren Angelegenheiten. Wo immer aber die Bibel ein Gebot ausspricht, bleibt für Privatansichten kein Raum. Doch bei Nebensächlichkeiten sind unterschiedliche Auffassungen erlaubt.

An die Korinther schreibt Paulus: "Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige errette" (1. Kor. 14,22b). Bedeutet dies, er sei bereit gewesen, biblische Grundsätze aufzugeben, um Verlorene zu retten? Ganz gewiss nicht! Es bedeutet, er sei zu jeder persönlichen Rücksichtnahme bereit gewesen, durch die nicht das Wort Gottes angetastet wurde.

An anderer Stelle sagt er: "Den Reinen ist alles rein" (Tit. 1,15). Aus dem Zusammenhang gelöst könnte dies heissen, Pornographie und Unmoral seien rein; aber das ist natürlich völlig falsch und kann sich nur auf Dinge beziehen, die an sich weder sündig noch unrein sind.

Obwohl der Gläubige nicht unter Gesetz steht, ist das Neue Testament voller Gebote, denen wir zu gehorchen haben! Allerdings sind sie uns nicht als Gesetze gegeben worden, die wir zur Erlangung der göttlichen Gunst und zur Vermeidung von Strafe zu erfüllen haben, sondern sie dienen uns zur Unterweisung, die wir durch Gnade errettet worden sind.

Erinnere dich, dass wir früher schon gesagt haben: Gehorsam ist das Organ für geistliche Erkenntnis (Hos. 6,3; Mt. 13,12). Dies kann nicht deutlich und oft genug betont werden. Nicht der Intelligenzquotient eines Menschen zählt, sondern sein Gehorsamsquotient!

Einige Wahrheiten müssen im Glauben angenommen werden, weil sie das menschliche Verstehen übersteigen. Beispiele: Die Dreieinigkeit, die Vereinigung von Gott- und Menschsein in der Person des Herrn Jesus, Auserwählung und menschliche Verantwortlichkeit.

Lies die Texte stets sorgfältig und achte besonders auf die Fürwörter. In Epheser 2 bezieht sich das "ihr" in den Versen 1 und 2 auf Gläubige mit heidnischem Hintergrund, während das "wir" in Vers 3 Paulus und andere jüdische Gläubige einschliesst.

Wenn der Heilige Geist unterschiedliche Wörter benutzt, haben wir es gewöhnlich auch mit einer unterschiedlichen Bedeutung zu tun. So sind zum Beispiel alle Gläubigen sowohl Söhne als auch Kinder, doch sind beide Wörter keine Synonyme. Kinder bedeutet, sie gehören zur göttlichen Familie. Söhne aber betrachtet sie als Erwachsene, ausgestattet mit allen Rechten und Verpflichtungen mündiger Söhne und Töchter.

Das Studium der Briefe wird bereichert durch das Einbeziehen des geschichtlichen Hintergrundes aus der Apostelgeschichte. Lies daher zum Beispiel zum Galaterbrief Apostelgeschichte 15,1-29. Und zum 1. und 2. Timotheusbrief findest du Hintergrundmaterial in Apostelgeschichte 16 und folgende.

Wie kann man Römer 11 verstehen?
Dies ist ein wichtigeres Kapitel, als die meisten Menschen ahnen. Darum wollen wir ihm besondere Aufmerksamkeit schenken; denn seine richtige Auslegung ist entscheidend für das Verstehen des göttlichen Zukunftsprogramms - besonders für das Volk Israel. Dazu gibt es sechs einfache Schlüssel:

1. Füge sowohl im ersten als auch im zweiten Vers in Gedanken das Wort "vollständig" hinzu. Der Zusammenhang fordert das. Gott hat Sein Volk verstossen, aber nicht vollständig. Paulus selbst gehörte zu den Ausnahmen.

2. Füge in Vers 11 gedanklich das Wort "endgültig" hinzu. Paulus leugnet nicht, dass Israel versagt hat; in Vers 12 sagt er dies ausdrücklich. Aber das ist nicht endgültig. Es wird wiederhergestellt.

3. Denke daran, dass der Apostel Paulus in den Versen 13 bis 24 von den Heiden und nicht von der Kirche Gottes spricht. Wenn du die Kirche in diese Stelle hineinliest, könnte die Kirche "herausgeschnitten" werden (Vers 22). Das aber ist unmöglich. Wer zur Kirche gehört, ist auf den Tag der Erlösung hin versiegelt (Eph. 4,30).

4. Denke daran, dass der gute (veredelte) Ölbaum (Verse 17-24) die Linie der Bevorrechtigten zu allen Zeiten und nicht das Volk Israel darstellt. Das ist sehr wichtig! Die natürlichen Zweige bedeuten Israel; die wilden Ölbaumzweige sind die Heiden. Israel ist Gottes auserwähltes Volk und darum gleicht es den originären Zweigen des Ölbaums. Aber das Volk ist für eine Zeit beiseite gesetzt, und die Heiden haben nun ihren Platz der Vorrechte eingenommen. Gott hat heute zum Ziel, Sich ein Volk aus den Heiden zu berufen (Apg. 15,14). Wenn man für den Ölbaum Israel einsetzt, wird Israel aus Israel ausgerissen, und die Heiden werden in Israel eingepflanzt; auch werden dann möglicherweise die Heiden aus Israel ausgerissen, und Israel in Israel zurückgepflanzt - völlig absurd!

5. Die "Vollzahl der Nationen" (Vers 25) bezieht sich auf die Zeit, wenn die Braut Christi aus den Heiden in den Himmel entrückt ist und Gott seine diplomatischen Beziehungen zu Israel als Nation wieder aufnimmt.

Man darf sie nicht mit den "Zeiten der Nationen" (Lk. 21,24) verwechseln; denn das ist die Epoche, während der Israel von den Heidenvölkern beherrscht wird, und sie reicht bis zum heutigen Tage.

6. Füge gedanklich in Vers 26 das Wort "das gläubige" ein. Das gesamte gläubige Israel wird errettet werden. Aus anderen Bibelstellen wissen wir, dass der ungläubige Teil des Volkes vernichtet wird, wenn Christus Seine Herrschaft antritt.

Fortsetzung: Die Offenbarung

Datum: 19.10.2006
Autor: William Mac Donald
Quelle: Effektives Bibelstudium

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service